Ich habe gerade mit Erleichterung den Artikel "Eigene Erfahrungen mit
Privatversicherungen: Beispiel iniVersa gelesen, nachdem ich vor Kurzem
ähnliche Erfahrungen mit der uniVersa und ihrem anonymen "Fachgutachter"
gemacht habe, übrigens wie zuvor schon einmal im Jahr 2008, als meine
detaillierte Antragsbegründung in einer solchen Weise sachwidrig
zerpflückt wurde, dass ich zu dem Schluss kam, dass der Fachgutachter (im
positiven Fall) meinen Antrag gar nicht sorgfältig gelesen hatte oder aber
die Psychotherapie in jedem Fall abschmettern wollte. Es bedurfte zweier
Therapieanträge, um mickrige 25 Sitzungen zur Behandlung einer schweren
depressiven Krise bewilligt zu bekommen. Der Patient zahlte schließlich
noch einige Sitzungen aus eigener Tasche dazu und war danach aus der Krise
heraus.
Bei dem jetzigen Fall ging
es auch um eine depressive Krise mit mehrmonatiger Arbeitsunfähigkeit
(übrigens mit teurer Krankentagegeldzahlung durch die uniVersa!) und meinen
nach 5 Probesitzungen verfassten Antrag auf 50 Sitzungen TFT. Mir wurden dann
lediglich 25 Sitzungen bewilligt mit folgendem Gutachtertext:
"Der Plan, die
zeitlich überdauernde, konflikthafte und somatische Pathologie in ihrer
Auswirkung auf die interpersonelle Dynamik und das affektiv emotionale Erleben
gezielt und wirksam tiefenpsychologisch fundiert oder analytisch zu behandeln,
kann nur nachvollzogen werden, wenn Angaben zur Übertragung sowie zur "tacit
Dimension" gemacht werden, die deutlich machen, wie hier mit den Wirkfaktoren
Deutung, Bearbeitung von Abwehr, Widerstand und Dekonstruktion der Übertragung
ein Behandlungserfolg erwartet werden kann, der über unspezifische supportive
Wirkungen hinausgeht. Bei diesbezüglich unzureichenden Angaben kann vorerst
nur eine Probebehandlung im Umfang von 25 Leistungen nach Ziffer 861 GOÄ
zugesagt werden, die auch dazu dienen soll, die Störung anhand einer aus
psychotherapeutischer Sicht erweiterten Mehrebenendiagnostik (z. B. OPD) zu
verstehen und zu beurteilen. Wir werden diese Entscheidung gerne noch einmal
überprüfen, sofern uns hierzu weitere aussagefähige medizinische Unterlagen
zugesandt werden."
Der Bescheid spricht für
die Vermutung, dass die uniVersa bei Psychotherapie massiv sparen will und
deshalb die Anforderungen für Psychotherapeuten in lächerliche Höhen schraubt.
Ich habe danach dem Patienten erklärt, dass ich die Therapie als
Krisenintervention von maximal 25 Sitzungen beenden möchte, da ich nicht
bereit bin, mich noch einmal mit dem unsäglichen Fachgutachter der uniVersa
herumzuschlagen und viel Zeit und Kraft für einen Kampf mit dieser PKV
aufzuwenden, die ich lieber meinen Patienten zukommen lassen möchte. Meine
Entscheidung hat ihn gekränkt, und derzeit führt er Probesitzungen mit einem
Kollegen, dem ich hinsichtlich eines Therapieantrags an die uniVersa alles
Gute wünsche!
Ich habe mich
entschlossen, zukünftig keine uniVersa-Versicherten mehr in Therapie zu nehmen
und habe das vor Kurzem einem weiteren Therapiesuchenden mitgeteilt und ihm
meine Gründe genannt. Verständlicherweise war er unzufrieden, und ich habe ihm
geraten, seine Unzufriedenheit bei der uniVersa zu äußern, weil allenfalls das
Wegbleiben oder Weglaufen von Versicherten plus die Verbreitung des
mittlerweile wohl sehr schlechten Rufs der uniVersa bei dieser PKV zu
Veränderungen führen können. Ich habe nämlich wenig Hoffnung, dass unsere
psychotherapeutischen Berufsverbände etwas gegen die hier beschriebenen
Praktiken der uniVersa unternehmen werden. |