Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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E-Mail-Sprechstunde zum Thema Essstörungen


An dieser Stelle finden Sie vor mir beantwortete E-Mail-Anfragen. Bitte machen Sie von der Möglichkeit, mich schriftlich zu befragen, nur in wirklich dringenden Angelegenheit Gebrauch. Denn dieser "Service" wird von mir in meiner Freizeit und kostenlos erbracht.

Frage:

seit ca. einem halben Jahr habe ich große Schwierigkeiten mit dem Essen. Bei einer Körpergröße von 161 cm habe ich in ca. 3 Monaten von 46 kg auf 60 kg zugenommen. Zur zeit schwankt mein Gewicht zwischen 52 und 54 kg... Ich habe regelrechte Fressanfälle, die mit der Zeit ein immer größeres Ausmaß angenommen haben. Ich habe die Situation nicht mehr unter Kontrolle und seit ein paar Wochen übergebe ich mich teilweise mehrmals am Tag. Ich habe große Angst vor dem Alleinsein, da ich dann sofort anfange zu "fressen", obwohl ich generell gerne alleine bin bzw. oft Zeit für mich brauche. Ich bin 26 Jahre alt und im Alter von 11 Jahren hatte ich Magersucht, dieses Problem habe ich eigentlich überwunden. ...auch mein freund weiß von meinem Essproblem und ich erzähle ihm oft, wenn ich einen Fressattacke hatte. Er kann damit nicht umgehen und ich auch nicht... Ich schäme mich so vor mir selbst. Oft traue ich mich nicht aus dem Haus, weil mein bauch so voll ist und ich mich zu fett fühle. Ich isoliere mich immer mehr von meinen Freunden und meiner Familie. Nach außen hin versuche ich eine Fassade aufrecht zu erhalten und meiner Mutter erzähle ich, dass ich alles unter Kontrolle habe und keine Therapie benötige. Das Essen und Übergeben bestimmt immer mehr mein Leben und ich habe Angst nicht mehr aus diesem Teufelskreis zu kommen. Oft fühle ich mich gespalten. Auf der einen Seite bin ich mir sicher, dass ich gesund werden kann und mein Freund mir so viel kraft gibt. Auf der anderen Seite, fühle ich mich so schwach und kann nicht immer die "starke" spielen, so wie mich meine Umwelt kennt. Oft brechen die vielen Gedanken und Sorgen über mir zusammen und ich traue mich mit niemandem darüber zu reden, sonst habe ich auch alles geschafft. doch seit einiger zeit fühle ich mich so ausgepowert und verwirrt und stopfe regelrecht alles in mich rein. Ich weiß, dass es nicht der richtige Weg ist, deshalb übergebe ich mich danach oft aus schlechtem gewissen. Meine Krankenkasse hat einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik abgelehnt und ich schaffe es nicht aus dem Teufelskreis mit einer ambulanten Therapie. Können sie mir Tipps geben wie ich mir selbst helfen kann und zu einem normalen Essverhalten zurückfinde?

Antwort:

Vielen Dank für Ihre vertrauensvolle Mitteilung. Sie werden verstehen, dass ich Ihnen trotz Ihrer offenen Informationen unbekannterweise keine Empfehlungen auf diesem Weg aussprechen kann. Das ist uns Ärzten mit Recht verboten. Gerne bestätige ich Ihnen, dass alles in Ihrer Selbstbeschreibung darauf hindeutet, dass Sie fachliche Begleitung benötigen und auch ein Recht darauf haben. Verstehe ich Sie richtig, dass Sie bereits in ambulanter Therapie sind (Ihre Zeilen sind missverständlich) und dass es dem ambulanten Therapeuten nicht gelungen ist, eine stationäre Behandlung bei Ihrer Krankenkasse zu erreichen? Dann drucken Sie unsere Korrespondenz bitte unbedingt aus und geben Sie diese Ihrem Therapeuten zu lesen. Er oder sie kann gegen den ablehnenden Bescheid der Krankenkasse auf jeden Fall Widerspruch einlegen. Bis zu einer erneuten Entscheidung der Krankenkasse könnten Sie sich auch einer Selbsthilfegruppe anschließen, um zumindest schon einmal zu üben, vor und mit anderen über Ihre Probleme und deren mögliche Lösungen zu sprechen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen auf diesem Weg keine weiteren Empfehlungen übermitteln kann.

Nachtrag der Fragerin:

Vielen dank für ihre rasche Antwort. Auch wen Sie mir über diesen Weg keine ärztliche Hilfestellung leisten dürfen, haben sie mir mit ihrer Antwort viel geholfen: Ich habe mich heute bei einer Selbsthilfegruppe für Anonyme Essgestörte angemeldet und werde bei meiner Krankenkasse Widerspruch bezüglich des abgelehnten stationären Klinikaufenthaltes einlegen. Ja, ich bin bereits in therapeutischer Behandlung gewesen, aber ich habe die Therapie wegen meines Umzugs abgebrochen. Ich bin aber wieder auf der Suche nach einem neuen Therapeuten, da ich gemerkt habe, dass ich möglichst schnell aus dem gestörten Essverhalten herausfinden muss. Vielen dank für ihre Hilfe,

Frage (Gefährdung des Essverhaltens durch Partnerschaft)

Zunächst aber ein paar "Daten" über mich: Ich (w) bin 32 Jahre, habe seit 11 Jahren Bulimie, bis vor 5 Monaten mit niemandem darüber geredet, habe dann aber angefangen über mich nachzudenken und ein Bewusstsein für die Krankheit entwickelt, wollte dann auch etwas dagegen tun (was ich erstaunlicherweise 11 Jahre nicht tun wollte weil es mir gut damit ging!), arbeite jetzt seit 5 Monaten ziemlich hart an mir, mache mir Gedanken über Ursachen..., habe jetzt seit fast 5 Wochen nicht mehr erbrochen und schaffe es, langsam wieder normal zu essen. Für mich sind das Riesen-Schritte, die ich in der für mich kurzen Zeit geschafft habe. Nun aber meine Frage: Ich habe einen Mann kennen gelernt, der auch davon weiß. Er unterstützt mich in allen Richtungen, durch Gespräche etc. Er will eine feste Beziehung zu mir, ich aber schrecke momentan davor zurück. Ich bin einfach noch nicht so weit, meinen Körper so anzunehmen, wie er ist, und fühle mich oftmals unwohl. In einer Partnerschaft wäre ich permanent mit der Auseinandersetzung mit meinem Körper beschäftigt, und ich merke, je mehr ich mich auf eine Beziehung zu diesem Mann einlasse, desto mehr kommen wieder in mir diese negativen Gedanken auf. Nämlich nach dem Essen zu erbrechen um ja nicht zuzunehmen. Das habe ich meinem "Partner" auch so erklärt und dass ich jetzt keine Beziehung will, weil sie mir schadet und ich Gefahr laufe, wieder rückfällig zu werden. Er aber will das überhaupt nicht akzeptieren und ist der Meinung, ich würde damit der Krankheit zu viel Spielraum lassen und mich hängen lassen. Das Gefühl habe ich aber ganz und gar nicht, ich fühle nur, dass es mir für den Moment zu viel ist. Und ich denke, dass ich einfach noch etwas Zeit brauche, um alles andere zu stabilisieren, wieder "normal" zu werden, und mich dann auf eine Beziehung einzulassen. Wer hat denn nun aber Recht? Ist es von mir eine Flucht, und ich MUSS das jetzt durchziehen, weil es sonst nie besser wird, oder soll ich auf mein Gefühl hören und mir erst einmal die in meinen Augen nötige Zeit dafür nehmen?

Antwort:

  1. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer erfolgreichen „Selbstbehandlung“. Fünf Wochen ohne Erbrechen und eine Normalisierung des Ernährungsverhaltens sind bei einer so langen und verheimlichten Vorgeschichte eine großartige Leistung. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass die Erfolgsserie so lange anhält, bis Sie es dauerhaft geschafft haben.
  2. Gönnen Sie sich bitte eine professionelle Begleitung, deren Kosten auf jeden Fall von der Krankenkasse getragen werden. Ein solcher Begleiter oder Begleiterin kann Ihnen individuelle Rückmeldungen gaben, was mir aus der Ferne nicht möglich ist. Wahrscheinlich spielen auch „Selbstwertfragen“ eine Rolle, wie sich in Ihrer betont vorsichtigen Ausdrucksweise andeutet („Ich möchte Sie nicht… belästigen“). Haben Sie sich in Ihrem Leben schon einmal für andere als Last erlebt?
  3. Was ist es genau, das Sie vor einer „festen Beziehung“ zurückschrecken lässt? Das „Feste“? Die Möglichkeit körperlicher Nähe? Eigentlich haben Sie ja schon eine – wie Sie selbst schreiben – „Partnerschaft“, nur offenbar noch keine „feste“. Vielleicht hält Ihr Freund ja auch eine „halbfeste“ Beziehung für eine gewisse Zeit aus.
  4. Wie lange kennen Sie beide sich schon? Könnte es sein, dass eine Halt gebende Beziehung Ihnen die positiven Veränderungen der letzten 5 Wochen erleichtert hat? Vielleicht hilft Ihnen die Erfahrung, dass Sie von einem anderen Menschen (Ihrem „Partner“)  so angenommen werden, wie Sie sind, dabei, auch Ihren eigenen Körper auch immer besser selbst annehmen zu können.
  5. Handeln Sie nicht notwendigerweise nach dem „Alles-oder-Nichts-Prinzip“, wozu Bulimie-Kranke leider neigen (alles rein schlingen, alles erbrechen). Oft gibt es sehr gesunde Zwischenlösungen.
  6. Es wäre extrem schade, wenn Sie jetzt einen Rückfall riskieren würden, nur weil in der jetzigen Beziehung Ihre „Grundängste“ wieder stärker werden. Daher nochmals die dringende Anregung, sich jetzt sofort professionelle Hilfe zu gönnen, so dass sich die erreichten Erfolge stabilisieren können.
     

Frage (Angstbesetzte zwanghafte Beschäftigung mit Essen):

Ich leide seit über einem Jahr unter Zwangsgedanken, die sich als Angst vor dem Essen deutlich machen. Ich konnte nichts mehr essen aus lauter Angst, mich übergeben zu müssen. Ich bin auf 41kg runtergerutscht und das bei einer Größe von 1,75m. Die Panikattacken vor dem Essen gingen soweit, dass ich unter Schweißausbrüchen litt. Ich habe dann lange Zeit nur von Toastbrot und Zwieback gelebt, aus Angst mir den Magen an irgendetwas zu verderben und mich übergeben zu müssen. 

Lange Zeit wurde ich mit diversen Magenmittel behandelt und habe mehrere Magenspiegelungen über mich ergehen lassen. Leider konnte mir niemand sagen, was mit mir los war. Einmal lautete die Diagnose Reizmagen und Reizdarm, ein andermal chronische Gastritis usw. Schließlich war ich mit dem Gewicht so weit unten, dass mir sogar das Treppensteigen zu viel wurde. Ich habe dann meinen Hausarzt gewechselt und kam zu einer sehr guten Ärztin. Sie hat mich nun zu einer Diplom Psychologin geschickt, bei der ich nun auch seit drei Monaten in Behandlung bin. Mittlerweile habe ich 5 kg zugelegt und nehme das Medikament Fluctin. Ich esse nun nach Plan, muss mich aber immer noch zum Essen zwingen. 

Dieses kann ich leider nicht genießen, da ich immer wieder Angst habe, dass es mir schadet. Es ist zwar mit den Panikattacken viel besser geworden und ich begebe mich nun auch wieder etwas mehr unter Leute, was ich mir lange Zeit nicht zugetraut habe. Ich bin doch ein junger Mensch und will mein Leben genießen. 

Können Sie mir vielleicht noch ein paar Tipps geben, wie ich meine Angst besser in den Griff bekomme? Bekomme ich das Problem überhaupt in den Griff? Ich mache momentan keine Fortschritte mehr und bewege mich auf der Stelle! Ist das normal? Oder habe ich einfach zu wenig Geduld mit mir? Mein Leben muss sich ändern, ich kann mich nicht den ganzen Tag nur mit dem einen Thema "Essen und Übelkeit" herumschlagen.

Antwort:

Vielen Dank für Ihre Offenheit und Ihr Vertrauen. Sicherlich werden Sie verstehen, dass ich aus der Ferne und ohne Sie je gesehen und persönlich gesprochen zu haben, keine "persönlichen" Rückmeldungen geben kann. Das ist uns Ärzten mit gutem Grund verboten. Gerne will ich jedoch einige allgemeine Gedanken äußern.

1. Vorab klingt es keineswegs so, als kämen Sie nicht von der Stelle. Es geschafft zu haben, wieder kontrolliert zu essen und in rund 3 Monaten 5 kg zuzunehmen, ist schon eine beachtenswerte Leistung. Viele Menschen reden sich gerne Negatives ein: Führen Sie doch ab sofort ein Therapietagebuch, in dem Sie an jedem Abend die (noch so kleinen) Fortschritte des Tages notieren. Am Ende der Woche werden Sie dann feststellen, dass es bei einem gewissen auf und ab insgesamt doch wieder etwas voran gegangen ist.

2. So wie Sie die Dinge mittlerweile angehen, werden Sie das Problem vermutlich auch "in den Griff bekommen". Zwar konnte sich Ihr Problem in mittlerweile mehr als einem Jahr ganz gut bei Ihnen "einnisten", andererseits ist dies aber noch keine Ewigkeit, so dass man nicht unbedingt schon von "Gewohnheiten" reden kann. Diese Überlegung ist insofern wichtig, als sich viele seelische Probleme oft dann schneller lösen lassen, wenn sie noch nicht so "alt" sind.

3. Ihr Problem unter die Rubrik "Angst" einzustufen, klingt sehr sinnvoll. Denn zum einen haben Sie offenbar typische Angstsymptome, zum anderen kann man gerade Ängste besonders gut behandeln (insbesondere mit Verhaltenstherapie, die Ihnen anscheinend durch Ihre Psychotherapeutin ermöglicht wird). Zur Verhaltenstherapie würde es gehören, sich strikt an ein Ernährungsprogramm zu halten und nach Plan sich unter Menschen zu begeben.

4. Zusätzlich zum Thema Angst könnte es sich lohnen, mit Ihrer Therapeutin das Thema "Selbstwert" zu bearbeiten. Nach meiner Erfahrung haben junge Frauen mit Essstörungen fast immer ein starkes "Selbstwertproblem". Was sie dann als "Angst" beschreiben, lässt sich mitunter noch besser als Scham einstufen (lesen Sie dazu die Seite über Scham auf meiner Homepage, insbesondere das Antischam-Training). Scham verändert man am besten dadurch, indem man sich oft (!!) unter andere Menschen begibt, um dort die Erfahrung zu machen, dass es keinen Grund für Scham gibt.

5. Ich teile Ihre Ansicht, dass es extrem ungünstig ist, sich den ganzen Tag nur mit dem einzigen Thema ("Essen und Übelkeit") auseinander zu setzen. Auch hier kann Ihnen Verhaltenstherapie eine Brücke bauen: Entwerfen Sie für jede Woche im voraus ein sinnvolles (!) Aktivitäten-Programm, das Ihnen keine Zeit lässt, über "Essen und Übelkeit" weiter nachzudenken. Je genussvoller die Vorhaben sind, um so besser wird es wirken. In diesem Zusammenhang könnte es auch sehr sinnvoll sein, Ihren Freundes- und Bekanntenkreis zu erweitern und zu pflegen (Ihre E-Mail klingt so, als hätten Sie sich von der Welt etwas zurück gezogen).

6. Als letzten Gesichtspunkt möchte ich noch "Vertrauen" ansprechen. Auch auf dieses Thema bin ich bei Frauen mit Essstörungen immer wieder gestoßen. Oft findet man im Leben der Betroffenen Ereignisse (meist schon in den ersten Lebensjahren), die entweder kein "Grundvertrauen" entstehen ließen oder dieses nachhaltig erschüttert haben. Dass auch Sie mit (mangelndem) Vertrauen zu kämpfen haben, klingt darin an, dass Sie Ihrem Körper (speziell dem Magen) nicht vertrauen. Wenn man sich schon selbst nicht vertrauen kann, wem soll man dann vertrauen? Vertrauen zu entwickeln, ist keine einfache Angelegenheit; wenn Sie eine gute Beziehung zu Ihrer Therapeutin haben, kann dies schon der erste (entscheidende) Schritt dazu sein.