USA. Diese
Frage werfen A. S. Brown und Kollegen aufgrund einer Studie auf, in der
sie die Geburtsdaten stationär aufgenommener Patienten mit einer Major
Depression miteinander verglichen. Schon in einer früheren Studie war den
Wissenschaftlern aufgefallen, dass verhältnismäßig viele schwer
depressiv erkrankte Personen im Anschluss an einen kriegsbedingten
„Hunger-Winter“ in den Niederlanden (Oktober 1944 bis April 1945)
geboren worden waren. In der jetzigen Studie stützten sich Brown und
Kollegen auf die Daten fast aller in den Niederlanden zwischen 1970 und
1996 stationär behandelten psychiatrischen Patienten.
Erneut bestätigte sich, dass
Patienten signifikant häufiger eine Major Depression drohte, wenn sie
bzw. ihre schwangeren Mütter während des zweiten und/oder dritten
Schwangerschaftsdrittels schwerem Hunger ausgesetzt gewesen waren. Die
Autoren räumen ein, dass diese Beobachtung allein noch keinen kausalen
Zusammenhang stützt. So ist genau so gut denkbar, dass der mit Hunger
verbundene Stress eine Veranlagung für spätere Depressionen förderte.
Die amerikanischen Wissenschaftler sehen in ihren Befunden einen weiteren
Hinweis dafür, dass Depressionen auf
Entwicklungsstörungen
des Nervensystems beruhen können.
Interessanterweise scheinen Mütter,
die bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel hungerten, gehäuft Kinder zu
gebären, die später eine Schizophrenie entwickeln. Dies könnte für einen
fließenden Übergang zwischen affektiven Störungen und Schizophrenien
sprechen, wobei schon vorgeburtliche Ereignisse und Erfahrungen die spätere
Entwicklung bahnen.
A.
S. Brown u.a.: Further evidence of relation between prenatal famine and
major affective disorder. Am. J. Psychiatry 2000 (157) 190-195
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