USA. Listen über
depressionsfördernde Arzneimittel erwähnen regelmäßig auch die Gruppe
der Betablocker. Nach Ansicht von R. Kohn bedarf diese Praxis dringend
einer Revision. Denn viele Studien konnten keinen entsprechenden
Zusammenhang erkennen. Soweit Fallberichte einen solchen nahe legen, müssen
sie sich der Frage stellen, ob nicht die zum Einsatz des Betablockers führende
Grunderkrankung viel eher depressionsauslösend wirkt. Insbesondere bleibt
in diesen Berichten fast durchweg offen, ob nicht schon vor der Anwendung
des Betablockers depressive Symptome bestanden hatten. Kohn kritisiert
auch die Praxis, dass in Studien und Fallberichten meist Nicht-Psychiater
die Diagnose Depression im Zusammenhang mit der Betablocker-Einnahme
gestellt hatten. Möglicherweise war dieser Personenkreis voreingenommen,
da der Zusammenhang „Betablocker und Depression“ zum „medizinischen
Standardwissen“ gehört. Kohn weist darauf hin, dass in den meisten
einschlägigen Übersichtsarbeiten jedoch kein klarer Zusammenhang
erkennbar war. In das Gesamtbild passt auch nicht die gängige Praxis,
Betablocker (insbesondere Pindolol) zur Augmentation in der
antidepressiven Therapie anzuwenden. Von daher, meint Kohn, sollte der
Mythos von den „depressionsauslösenden Betablockern“ beerdigt werden.
R.
Kohn: Beta-Blockers an important cause of depression: a medical myth
without evidence. Medicine and Health/Rhode Island 2001 (84) 92-95
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