Kanada. Wenn Patienten mit einem
akuten Herzinfarkt zugleich unter depressiven Symptomen leiden,
beeinflusst auch der Schweregrad der Depression die weitere Prognose.
Diese verschlechtert sich mit zunehmender Ausprägung der Depression.
Außerdem scheinen Kranke mit einer hochgradigen Depression aus
therapeutischen Maßnahmen weniger Nutzen zu ziehen als Infarktbetroffene
mit einer leichten Depression. Depressionen zum Zeitpunkt des Infarkts
haben mehr prognostische Relevanz als Depressionen, die ein Jahr nach
diesem Ereignis bestehen.
Diese Schlüsse ziehen F. Lespérance
und Kollegen aus zwei Befragungen, bei denen sie 896 Patienten mit einem
akuten Herzinfarkt kurz nach dem Infarkt sowie ein Jahr später das Beck
Depression Inventory ausfüllen ließen. In der Anfangsuntersuchung erschien
rund die Hälfte (47,4 Prozent) depressionsfrei (<5 Punkte). Bei 30,2
Prozent waren subklinische Hinweise auf eine Depression zu erkennen (5 bis
9 Punkte). 23,5 Prozent ließen sich als leichte Depression einstufen (10
bis 18 Punkte) und 8,8 Prozent waren vermutlich mäßig bis schwer depressiv
(mindestens19 Punkte).
Die Autoren vermuten, dass der
enorme Stress bei einem Herzinfarkt seelische Kompensationsmechanismen
massiv testet. Dabei deckt er „therapieresistente“ Regulationsstörungen
auf (in Form schwerer Depressionen), die die weitere Prognose wesentlich
beeinflussen. Zu dieser Betrachtungsweise passt, dass in der hier
vorgestellten Studie nur Patienten mit leichterer Depression
Überlebensvorteile aus sozialer Unterstützung zogen.
F. Lespérance u.a.:
Five-year risk of cardiac mortality in relation to initial severity and
one-year changes in depression symptoms after myocardial infarction.
Circulation 2002 (105) 1049-1053
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