Großbritannien. Wenn Knaben bei ihrer
Geburt wenig wiegen, sind sie im weiteren Leben vermehrt
depressionsgefährdet. Möglicherweise hinterlässt eine vorgeburtliche
Mangelernährung beim männlichen Geschlecht lebenslang Spuren in der
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, die später einer Depression den
Weg bahnen können. Diesen Schluss ziehen C. Thompson und Kollegen aus
einer Studie an 882 Personen, die ihr 68. Lebensjahr vollendet hatten und
sich zwei Tests zur Erfassung von Depressionen unterzogen (Geriatric
Depression Scale, Geriatric Mental State Examination). Für jeden
Teilnehmer war das Geburtsgewicht bekannt.
Während sich für Frauen kein
Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht und einer Altersdepression
erkennen ließ, wuchs bei Männer das Risiko für eine Altersdepression mit
abnehmendem Geburtsgewicht. Im Verhältnis zu neugeborenen Knaben, die
wenigstens 8,5 Pfund wogen, erhöhte schon ein Gewicht zwischen 7,5 und 8,5
Pfund das Depressionsrisiko um den Faktor 2,8. Bei extrem unterwichtigen
Jungen (< 5,5 Pfund) stieg das Risiko fast um das Zwanzigfache (Faktor:
18,5). Benachteiligt waren besonders Knaben, die zwar bei der Geburt zu
wenig, dafür im Alter von einem Jahr eher zu viel wogen. Die umgekehrte
Gewichtsentwicklung schien dagegen vor einer Depression besonders gut zu
schützen.
Nach Ansicht der Autoren
rechtfertigen es die erwähnten Ergebnisse, Depression mit kardiovaskulären
Erkrankungen, nichtinsulinabhängigem Diabetes mellitus und Bluthochdruck
in einer einheitlichen Krankheitskategorie zusammenzufassen. Für alle
genannten Gesundheitsprobleme werden nämlich frühkindliche Auslöser
diskutiert. So könnte sich auch erklären, warum insbesondere
kardiovaskuläre Erkrankungen und Depressionen überzufällig häufig
gemeinsam auftreten.
C. Thompson u.a.:
Birth weight and the risk of depressive disorder in late life. British
Journal of Psychiatry 2001 (179) 450-455
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