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Statusspiele: Mit Hoch- und
Tiefstatus spielen
Lieber Respekt oder lieber Sympathie?
(zum Ausdrucken als pdf-Datei)
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Gehen Sie als erster durch
die Tür oder lassen Sie anderen den Vortritt? Weichen Sie auf einem
schmalen Bürgersteig oder in einer vollen Fußgängerzone entgegen kommenden
Menschen aus? Wenden Sie Ihren Blick ab, wenn andere Sie anschauen? Grüßen
Sie zuerst oder warten Sie ab, bis Sie gegrüßt werden? Fassen Sie sich oft
verlegen ins Gesicht? Lassen Sie sich leicht von anderen unterbrechen oder
neigen Sie dazu, selbst anderen ins Wort zu fallen? Wie auch immer Sie
diese Fragen beantworten, Ihre Antwort verrät immer auch, welchen „Status“
Sie gerade (mehr oder weniger bewusst) gegenüber Ihren jeweiligen
Mitmenschen einnehmen. |
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Schon diese wenigen
Beispiele zeigen, wie sinnvoll und hilfreich es sein kann, sich mit dem
Thema auseinanderzusetzen. Denn in JEDER (!) Begegnung zwischen zwei oder
mehr Menschen klärt sich (meist automatisch) auch die „Statusfrage“. Und
vom Ergebnis hängt mitunter nicht nur ab, wer den Bürgersteig frei macht
(und damit vielleicht sein Leben auf einer verkehrsreichen Straße
riskiert), sondern immer auch der weitere Situations- und mitunter sogar
der Lebensverlauf.
Mit
Status-Spielen den Alltag zur Bühne machen
Die interessante und
äußert alltagsrelevante Unterscheidung zwischen Hochstatus und Tiefstatus
wurde mir erstmalig in Laienschauspielkursen bewusst. Hier lernte ich,
dass ein Stück umso interessanter wurde, je mehr die beteiligten Figuren
„mit Status spielten“. Am spannendsten waren und sind dabei immer Szenen,
in denen es zu einem überraschenden Wechsel des Status der Beteiligten
kommt. So dreht sich mitunter die Situation zwischen dem arroganten Chef
und dem dienernden Buchhalter, wenn letzterer andeutet, dass ihm einige
steuerwidrige Manipulationen des Chefs in dessen Reisekostenabrechnung
aufgefallen sind. Plötzlich verhält sich dann der Chef betont freundlich
und zuvorkommend und wird der Buchhalter gleichzeitig mutiger und lauter.
Solche Erfahrungen verdeutlichten mir, wie wenig „Status“ letztlich
festgelegt ist, obwohl man verleitet ist, dies zu unterstellen („Die da
oben und wir da unten“). |
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Status ist, wie das
Beispiel zeigt, keine Eigenschaft der Person, sondern Folge eines
(veränderbaren!) Verhaltens. So kann jemand nur so lange den „Herrscher“
(= Hochstatus) spielen, wie es genügend Mitwirkende gibt, die bereit sind,
sich ihm gegenüber wie „Untertanen“ zu verhalten (= Tiefstatus) und damit
den Hochstatus anzuerkennen. Wenn die „Untertanen“ aber entscheiden, sich
ab sofort lieber wie „freie Demokraten“ durchs Leben zu bewegen, ist es
mit dem Status eines „Herrschers“ schlagartig vorbei. Wer sich in einem
solchen Umfeld dennoch weiter wie ein Herrscher gibt, wird meist nur noch
Spott und Unverständnis ernten.
Natürlich gibt es auch einen Status, der durch Macht (insbesondere Gewalt)
gefördert wird. Wie brüchig aber auch ein solcher Status letztlich sein
kann, zeigen viele Beispiele der Geschichte (und auch der Gegenwart!), in
denen sich Bevölkerungen weigerten, den ihnen zugeschriebenen Status
weiter zu leben. |
Dass solche
Statuswechsel oft blutig verlaufen, ist tragisch, stellt aber den
Grundsatz nicht in Frage, dass „Status“ vor allem immer das Ergebnis von
Verhalten ist. Zweifelsohne spielen auch „Statusheber“ (wie insbesondere
Reichtum und damit verbundene Luxusgüter) eine gewisse Rolle. Für
Statusspiele sind sie in der Regel jedoch nur Beiwerk.
Im Hinblick auf den
normalen Alltag stimmen die bislang vorgestellten Gedanken optimistisch.
Sie ermutigen dazu, sich regelmäßig daraufhin zu beobachten, welche
Status-Angebote man selbst gerade aussendet. Oft stimmen die mit unserem
Verhalten verbundenen (sichtbaren) Botschaften nämlich nicht mit unseren
wahren Bedürfnissen überein. Manche verfahrenen Situationen („Immer wieder
tanzen mir meine Mitarbeiter auf Kopf herum.“ „Ständig habe ich den
Eindruck, dass mir niemand zuhört.“ „Ich verstehe nicht, warum ich nicht
eingeladen werde.“) lassen sich möglicherweise alleine dadurch verändern,
indem man bewusst ein anderes „Status-Spiel“ einleitet und so das
Gegenüber anregt, sich ebenfalls anders zu verhalten. |
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Ein
empfehlenswertes Buch verrät Nützliches über Statusspiele
Wer noch mehr über
„Statusspiele“ erfahren möchte, dem sei das lebendig und gut verständlich
geschriebene Taschenbuch „Statusspiele“ von Tom Schmidt und Michael Esser
empfohlen (ISBN 978-3-596-17980-0, 240 Seiten, Euro 8,95). Sehr viele
Gedanken dieses Merkblatts entstammen ihm. Auf sehr kurzweilige Art
beschreiben die Autoren unter anderem, wie man durch geeignetes Spiel mit
Status einen Polizisten dazu bewegen kann, einen Strafzettel wieder zu
zerreißen. Sehr hilfreich ist auch ihre Auflistung von Verhaltensweisen,
die typischerweise Statushinweise geben (mehr dazu am Schluss dieses
Merkblatts). |
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In psychologischer
Hinsicht gibt das Buch "Statusspiele" u. a. folgende hilfreiche Hinweise:
- Es
verdeutlicht, dass es beim Spiel mit Hochstatus vor allem darum geht,
Respekt zu erzeugen. Hochstatus-Spieler nehmen in Kauf abgelehnt zu
werden. Dagegen wollen Tiefstatus-Spieler vor allem gemocht werden. Sie
ringen mit ihrem Status häufig um Sympathie. Letztlich geht es also um
die beiden großen Themen „Macht“ (Durchsetzungsvermögen /
Nachgiebigkeit) und „Beziehung“
-
Schmidt und Esser warnen davor, in Statusspielen Recht behalten zu
wollen. Entscheidend ist vielmehr, durch kluge und gekonnte Statusspiele
wichtige Ziele zu erreichen und so „lösungsorientiert“ zu „gewinnen“.
- Es
macht Sinn, Hoch- und Tiefstatus jeweils noch in eine äußere und eine
innere Variante zu unterteilen. ES wird dabei unterschieden zwischen
gefühltem inneren und gezeigten äußeren Status. Daraus lassen sich
insgesamt vier Möglichkeiten ableiten, in oder mit denen man „spielen“
kann:
a) Innen und außen hoch = doppelter Hochstatus („Macher“, sucht
Konflikte),
b). Innen hoch und außen tief („Charismatiker“, löst Konflikte),
c) Innen tief und außen hoch („Arroganter“, tut so als sei er stark,
verschärft Konflikte),
d) Außen und innen tief = doppelter Tiefstatus („Teamplayer“, vermeidet
Konflikte). Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile.
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Wenn man sich auf einen
Stil weigehend festlegen möchte, dann kommt man oft mit „innen hoch und
außen tief“ am besten durchs Leben: Man weiß dann, wer man ist und was man
kann, und verfügt so über ein stabiles Selbstwertgefühl. Beides lässt man
aber nicht demonstrativ „raushängen“ (wie es der Typ „innen und außen
hoch“ vielleicht tun würde). Vielmehr setzt man lieber auf die
Sympathie-Schiene und gibt sich nach außen eher zurückhaltend. Wichtiger
als der äußere Status ist der innere, da er Halt und Struktur verleiht und
es erlaubt, nach außen mit Varianten zu spielen. Und vergessen Sie nie:
Der gewählte Status beeinflusst nicht nur andere – er beeinflusst auch Sie
und Ihre momentanen Gefühle! |
Zu welcher
Haupt-Status-Variante ein Mensch neigt, hängt in der Regel davon ab, so
Schmidt und Esser, ob er mehr ein Bedürfnis nach Nähe (dann Tief-Status)
oder mehr nach Distanz und Respekt verspürt (dann Hoch-Status).
Hoch-Status ist keineswegs zwingend mit Selbstsicherheit verbunden, er
kann zum Beispiel auch eine Strategie sein, um (weitere) Enttäuschungen
durch andere (etwa verlassen worden zu sein) von vornherein zu vermeiden
(indem genügend Distanz hergestellt wird). Tief-Status-Spieler erhoffen
sich eher Ruhe und Sicherheit sowie Schutz vor möglichen Angriffen.
4. Der Begriff „Spiel“ lädt dazu ein, das Aushandeln von Status im
Miteinander nicht bierernst zu nehmen, sondern lustvoll mit den
beschriebenen Möglichkeiten zu experimentieren. |
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Schon heute mit Status spielen und dabei Vielfalt und Flexibilität
anstreben
Haben diese
Ausführungen bei Ihnen Interesse an Status-Spielen geweckt? Dann zögern
Sie nicht, damit schon heute zu beginnen. Werden Sie dadurch zugleich zum
Regisseur Ihres Lebens. Jede Begegnung mit einem anderen Menschen
beinhaltet ein entsprechendes Angebot. Dabei steht es Ihnen frei, je nach
Kontext (Familie, Beruf, Freizeit) flexibel ein anderes Status-Verhalten
an den Tag zu legen. Fassen Sie den Mut zum Ausprobieren und
experimentieren Sie auch mit ungewohnten Status-Varianten (etwa indem sie
sich an Kassen vordrängen, sich permanent über alles Mögliche beschweren,
einen Falschparker vor Ihrer Hauseinfahrt verscheuchen oder den
Wichtigtuer herauskehren). Gehen Sie dabei trotz allem weiterhin
respektvoll mit ihren Mitmenschen um. Berücksichtigen Sie, dass Vielfalt
(!) eine wichtige Grundlage von Gesundheit ist. Es lohnt sich daher für
konsequente Hoch-Status-Spieler, sich immer wieder einmal von ihrer
Standard-Spieltechnik zu beurlauben und sich den Vorgaben und
Vorstellungen anderer „anzuvertrauen“. Für den Tief-Status-Spezialisten
macht es Sinn, immer wieder einmal das Durchsetzungsvermögen zu
trainieren. Status-Positionen können auch im Alltag innerhalb von Minuten
„natürlich“ wechseln, wenn beispielsweise ein Schaffner im Zugabteil 1.
Klasse zuerst die Fahrkarten kontrolliert, um anschließend sofort dem
gleichen Fahrgast auf dessen Bestellung einen Kaffee zu bringen. Erinnern
Sie sich mit Hilfe dieses Beispiels daran, dass Sie nie dazu verurteilt
sind, einen einmal gewählten Status, bis zum bitteren Ende auszusitzen.
Treffen Sie Vorsorge, indem Sie üben, innerhalb einer „Szene“ mehrfach den
Status zu wechseln. Hierbei kann Ihnen ein „Nofall-Mantra“ („Mit mir
nicht!“ „Ich bin auch wer!“) oder Humor helfen. |
Körpersprache und Gewohnheiten ins Status-Spiel einbeziehen
Sensibilisieren Sie
sich auch für Ihre Körpersprache, die oft ungewollt Status-Signale sendet.
So verbindet man nach Schmitt und Esser beispielsweise folgende
Verhaltensweisen mit Tiefstatus: den ganzen Körper ständig unruhig bewegen
oder steif herumstehen, nicht wissen, wo man die Hände hintun soll, auf
den Beinen wackeln, den Kopf schräg halten, die Schulter hängen lassen, im
Gesicht herumnesteln, sich hektisch bewegen, die Beine zusammenpressen,
ganz vorne am Stuhlrand sitzen, übermäßig geschäftig wirken, die Hände
falten und in den Schoß legen, Blicken ausweichen, lächeln, zu Boden
blicken, hoch und tonlos sprechen und am Ende des Satzes mit der Stimme
nach oben gehen, flehend, hysterisch oder flüsternd sprechen.
Tief-Status-Spieler neigen dazu, sich bei Vorwürfen sofort zu
rechtfertigen. Auf einen Hoch-Status verweisen dagegen eher folgende
Verhaltensweisen: aufrechte Körperhaltung, erhobener Kopf, langsame
Bewegungen, aufrechterhaltener Blickkontakt, fester Stand auf dem Boden,
klare, langsame, ruhige und angenehm tiefe Stimme. Ein authentischer
Hoch-Status zeichnet sich nicht zuletzt auch dadurch aus, dass er auf eine
nicht verletzende Weise Scherze machen und anderen Menschen echte
Wertschätzung zeigen kann.
Damit genug der Tipps!
Viel Spaß bei Ihren persönlichen Status-Spielen! |
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