Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Sitzungsfeedback

Beispiel 54:  Patientin mit Dysthymie / Essstörung
 (4. Treffen): Schwerpunkte "Bedürfnisse, Scham, Entspannung"

 

Bitte nehmen Sie sich noch am heutigen Tag die Zeit, mir spontan die folgenden Rückmeldungen zu geben:

Name:..............................     Datum: .................................. Sitzungsnr.:

Zu der gestrigen Sitzung fällt mir spontan ein: Die gestrige Sitzung habe ich sehr positiv erlebt. In meiner nicht unbeachtlichen Karriere als Patient im Rahmen einer Psychotherapie hatte ich erst einmal vor Ihnen zusammen mit einem Therapeuten lachen können. Zum Einen liegt dies sicherlich daran, dass ich selten wirklich lache. Zum Anderen aber auch an der Art der Therapie und Ihrer Gestaltung. Ich fühle mich diesbezüglich bei Ihnen sehr wohl. Ich habe darüber nachgedacht, warum ich weniger lache als die Menschen um mich herum, was lediglich eine Beobachtung ist. Keineswegs fühle ich mich deswegen schlechter als diese, aber ich lache selten. Vielleicht liegt es daran, dass Lachen soviel Emotion bedeutet und meist einen unkontrollierten Gefühlsausbruch darstellt oder begleitet, den ich als jemand, der nur ungern die Kontrolle über sich verliert, unterdrücke?!?  Was auch interessant ist, wenn ich richtig lache, kommt auch oft das Gefühl der Scham etwa zeitgleich oder danach und ich versuche das Lachen zu stoppen. Obwohl ich gerne zu Extremen neige, sind diesbezüglich noch nur negative Gefühle erlaubt, bei positiven bremse ich mich selber oder habe danach das erwähnte Schamgefühl. Warum also verbiete ich mir positive Gefühle wie Lachen? Bzw. wieso schäme ich mich dafür? Ich scheine zu denken, den anderen damit zu suggerieren, dass ich mich nicht im Griff habe (negative Auslegung meinerseits – ich könnte ja auch einfach als fröhlicher Mensch wahrgenommen werden, aber bei mir überwiegt noch die negative Auslegung). Es ist vielleicht auch zu verrückt, aber möglicherweise möchte ich auch nicht als fröhlich wahrgenommen werden, da meine Krankheit bzw. ein trauriges, ernstes Äußeres auch bisweilen ein Schutzmechanismus für mich war. Die Flucht in die Krankheit, als Ausrede für Absagen, für mein Unvermögen etwas zu tun, mich Dingen zu stellen. Als Schutz vor Aufgaben, die an mich gestellt werden könnten und die „Herausforderungen“ und damit große Überwindung und Anstrengung meinerseits bedeuten.  Diesbezüglich wäre es natürlich nur logisch, dass ich positive Gefühle kontrolliere, um mein Instrument nicht zu verlieren. Ist das zu weit hergeholt? Ich bin mal wieder ziemlich abgewichen von der eigentlichen Frage und meiner Aufgabe, ein Sitzungsfeedback zu geben. Meist komme ich darüber ins Nachdenken und schreibe dann einfach meine Gedanken auf. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich dadurch nicht ganz stringent bei einem Thema bzw. der jeweiligen Frage bleibe. Also, die Sitzung war für mich super – wie gesagt, erstmals mit Therapeuten gelacht und mich entspannt. Bisher war ich immer in Alarmbereitschaft in therapeutischen Sitzungen oder aber so gelangweilt, weil ich immer nur erzählen sollte, dass mir das Ganze schnell leidig wurde. Diese Sitzung hat mir Spaß gemacht, vor allem weil wir zusammen etwas entwickelt haben (die Karten ergänzt haben), vieles besprochen wurde, wir uns die PPP angesehen haben und das autogene Training probierten. Es war sehr kurzweilig und abwechslungsreich.

Am meisten in der Sitzung bewegte mich bzw. war mein wichtigstes Gefühl, dass mein Schamgefühl ein weiterer Puzzlestein ist auf dem Weg meiner Selbsterkundungstour. Und erneut steht ein nicht ausreichend beachtetes Bedürfnis dahinter – das Selbstwertgefühl. Ich bin sehr gespannt, was wir in der nächsten Sitzung diesbezüglich besprechen. Vor allem die Bindungsforschung scheint mir einen spannenden Zugang zu liefern. Meine Eltern spielen in den Erinnerungen zu meiner Kindheit so gut wie keine Rolle. Ich weiß nicht, ob sie nicht da waren oder warum dies der Fall ist. Ersteres kann möglich sein, da sie beide sofort wieder weiter gearbeitet haben. Meine Mutter zwar Teilzeit, aber mit meiner frühesten Kindheit verbinde ich primär meine Großmutter (die Mutter meiner Mutter). Das war die beste Oma der Welt – was wohl jedes Enkelkind von seiner Oma sagt. Sie hat sich sehr gekümmert, war aber auch übervorsichtig und stets um mich in Sorge. Meine Mutter erzählte mal, dass auch sie ein sehr ängstliches Kind war und erst später mehr aus sich herausgekommen ist, nachdem mein Opa gestorben ist und sie nun helfen musste. Beide – Oma und Mutter – haben mir im Folgenden stets alle Probleme aus dem Weg geräumt, mich insofern sehr behütet und beschützt. Vielleicht weil meine Mutter dachte, sie muss ihre Abwesenheit dadurch auffangen, dass sie alle Probleme beiseite schafft? Jedenfalls glaube ich, dass daher mein mangelndes Selbstwertgefühl herrührt oder zumindest teilweise hier Verbindungen bestehen.

Die Sitzung lohnte sich, weil ich die Anstrengungen der letzten Wochen endlich ablegen konnte und ich es erstmals geschafft habe, mich zu konzentrieren und im Augenblick zu bleiben. Insofern war ich auch sehr viel entspannter, da ich gedanklich nicht zig Sachen bewältigen musste, sondern einfach da war. Ein weiterer Punkt ist die bereits erwähnte gemeinsame Erarbeitung eines Themas. Es ist für mich wie eine Probierwerkstatt, in der ich dank Ihrer Unterstützung und Anregungen mit verschiedenen Methoden und Gedanken spielen kann, Modelle entwerfe, verändere oder modifiziere und so zu immer mehr Erkenntnissen und Fertigkeiten gelange, die ich auch im Alltag anwenden kann und die mir helfen. Es hat meine innere Leere in diesen Zeitraum gefühlt und meine Stimmung sehr verbessert. Vielleicht schaffe ich es dies aufrechtzuerhalten.

In dieser Sitzung traute ich mich (noch) nicht:  Es war eine sehr stimmige Sitzung und es gab keine Momente, die mich haben zurückschrecken lassen. Insofern bestanden keine Probleme und alles war möglich.

Durch die Sitzung wurde mir klar,  dass ich mich sehr wohl bei Ihnen fühle und ich Ihnen dankbar bin, dass Sie trotz Ihrer Belastung einer Therapie zugestimmt haben. Ihre Art und Weise eröffnet mir eine Vielzahl von Handlungssträngen, die mich zwar anfangs etwas erschlagen haben, für die ich aber nun dankbar bin. Sie haben Recht, dass es am sinnvollsten ist, gleich Erkanntes anzugehen, auch wenn dadurch vieles auf einmal hochkommt. So ist man/bin ich am Schnellsten auch im Alltag auf eventuelle Schwierigkeiten vorbereitet. Zudem bedingen oder beeinflussen sich die meisten der Handlungsstränge auch unter einander, so dass eine isolierte Betrachtung nur hinderlich ist und eben diese Zusammenhänge verschleiert.

Bspw. mein perfektionistisches Streben führt dazu, dass ich noch schnell überfordert bin und ich meine Person/Bedürfnisse noch hinten an stelle, was wiederum bewirkt, dass ich mich noch zu wenig selbst wertschätze, dass ich mich innerlich leer fühle und somit meiner Essstörung zuarbeite, die mich dann wiederum davon abhält, am Leben teilzunehmen und die wohl extremste Form von Selbsthass darstellt. Sie diente noch dazu, die innere Leere zu füllen, kann dies aber nicht dauerhaft und ist insofern lediglich zu einem Automatismus geworden, der nur auf Unachtsamkeit meinerseits lauert.

Was mir in dieser Sitzung fehlte, war Wie so oft Zeit ... . Andererseits ist der zeitliche Rahmen gut – er gibt mir stets genügend „Stoff“ mit, der mich dann bis zur nächsten Sitzung beschäftigt und die Vorfreude wächst von mal zu mal. So bin ich sehr gespannt, was Sie mir zur Bindungsforschung erzählen werden.

Was ich mir für die nächste Sitzung besonders wünsche, ist ein "weiter so..." Ich wünsche mir, dass ich es erneut schaffe, voll bei Ihnen zu sein. Dass wir wie gestern Hand in Hand arbeiten und Sie mich durch Ihre Informationen und Rückfragen stets zu neuen Gedanken anregen. Ich würde auch gerne die Entspannungsmethoden weiter ausbauen und das Achtsamkeitstraining intensivieren. Ich sehe Äpfel seitdem mit ganz anderen Augen... meine erste Studie könnte demnächst folgen, sofern ich kein anderes Hobby finde.

Mit dem Therapeuten ging es mir so, dass ich mittlerweile soviel Vertrauen gefasst habe, um mit Ihnen zu lachen und mich bei Ihnen zu entspannen. Unsere gemeinsame Arbeit bzw. unsere Gespräche befruchten meine Gedanken und sorgen insofern zu einem stetigen Austreiben neuer Triebe und Stränge, die ggf. irgendwann auch Blüten tragen werden. Ich genieße den Wissensinput und die Versorgung mit therapeutischen Methoden und Informationen durch Sie, da ich so die Dinge besser verstehe und immer wieder nachlesen kann. Diesbezüglich finde ich es mehr als bewundernswert, was Sie alles wissen und wie Sie die Dinge/die Welt sehen können. Danke für den Austausch und Ihre Transparenz!

Ich selbst nehme mir für die nächste Sitzung vor, Mich erneut darum zu bemühen über die Sitzungszeit komplett im Hier und Jetzt und damit bei der Therapie zu sein. Mich auf meine Gefühle und Gedanken bis dahin zu konzentrieren und diese schriftlich zu dokumentieren. Das Thema Scham genauer zu erforschen und Ihre Website weiter zu erkunden ebenso wie mich. Ich bin gespannt, wie meine Eltern auf die Prioritätenplatzvergabe reagieren und wo sie mich einordnen. Innerlich muss ich leider bereits schon jetzt sagen, dass ich diesbezüglich keine „ehrliche“ Einschätzung erwarte. Ich erwarte/befürchte, dass es eine Diskrepanz gibt, zwischen Gesagtem und meiner gefühlten Priorisierung, die Folge ihres Handelns ist und wahrscheinlich schlechter votiert. Vielleicht bin ich aber auch zu pessimistisch.

Die Sitzung erhält die Schulnote (von 1 bis 6): 1