Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Ehe nach einer Affäre -
geht das?

(Ein - hoffentlich - Mut machender Erfahrungsbericht
über Höhen und Tiefen der Bewältigung von Untreue)

 

TEIL 1: Vom Schock bis zur ersten Bewältigung

Hat mich Anfang des Jahres einer gefragt, wie zufrieden ich in meiner Ehe bin, habe ich geantwortet, dass ich glücklich bin und dass ich keinen anderen Mann haben möchte, als meinen. Ihn würde ich immer wieder heiraten.….
Abends lag ich im Bett und habe mich bedankt für ihn und meine wunderbare Tochter, einfach für meine kleine, harmonische Familie. Die so ganz anders ist, als das, was meine Eltern mir vorgelebt haben, oder was wir im Freundeskreis erleben. Wir streiten uns nicht über Kleinigkeiten, wir machen zusammen gerne Blödsinn und jeder unternimmt auf seine Weise Dinge mit unserer Tochter. Rundherum eine harmonische 12jährige Beziehung, allerdings auch ohne weitere Höhen und Tiefen.

Schock

Vergessen werde ich dieses Datum vermutlich nie. Es war der xxxx. Eigentlich waren wir auf einer Party eingeladen, aber mein Mann fühlte sich nicht gut und wir blieben zu Hause. Spät am Abend sagte er mir, dass es „da jemanden geben würde“. Ich war wie paralysiert. Ich habe mir alles angehört, unfähig großartig irgendetwas dazu zu sagen.
Mein Mann hatte im Oktober des Vorjahres eine dienstliche, einwöchige Chinareise angetreten, auf der er – nach eigener Aussage – die Frau getroffen hat, die man nur einmal im Leben trifft. Hier wieder angekommen, haben die zwei per Email eine Affäre begonnen. Im Februar war er wieder zwei Wochen in China, dort wurde das Ganze auch körperlich.
Mein Mann gestand mir, dass er diese Frau liebe, mich aber auch und mich nicht verlassen wollte. Er hatte die Beziehung schon ein oder zwei Mal beendet, ist aber immer wieder rückfällig geworden.

Was sollte ich tun?
Ich konnte nichts tun. Mir war übel, meine Gedanken stoben durcheinander und auf einmal waren mir so viele Dinge seines Verhaltens klar, die mir vorher einfach nur kurzzeitig komisch vorkamen. Ich fühlte mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich konnte noch nicht einmal weinen. Ich bekam Panik. Ich wollte wegrennen. Alles ging mir durcheinander. In meinem Gehirn hämmerten Gedanken, dass ich ihn nicht verlieren wollte. Ich hatte Angst, dass ich ein Leben alleine mit meiner Tochter nicht auf die Reihe bekäme. Ich war der Meinung, dass wenn er auszieht, ich es nicht schaffen kann, ihn noch in irgendeiner Form in mein Leben zu lassen, weil er die Liebe meines Lebens ist, die ich nun aufgeben müsste. Andererseits wollte ich ihm nicht seine Tochter vorenthalten, die er liebt, und die ihn liebt. Und ich wusste, dass ich auf ihn angewiesen sein werde.
Ich bat ihn, dass er auszieht, er wollte das nicht und hatte aus irgendeinem – mir nicht nachvollziehbaren Grund – gedacht, dass wir so weitermachen, wie bisher.

Ich bat ihn, alle Bilder von ihr zu löschen, sowohl auf seinem Handy, als auch auf seinem Computer. Ich bat um sofortigen Kontaktabbruch. Und ich verlangte eine Paartherapie!

Ich fühlte mich wie gehäutet. Alles, woran ich geglaubt habe, war an diesem Abend in Schutt und Asche zerfallen.

Auswirkung

Ich konnte nicht mehr essen, ich konnte nicht mehr schlafen. Meine Nerven lagen blank, was meine arme Tochter oftmals zu spüren bekam.

Wir hatten sie (5 Jahre) am Tag nach dem „Geständnis“ zu Freunden ausquartiert, da wir eine Aussprache brauchten und herausfinden mussten, wie es weitergehen kann. Da wir beide sehr schlecht aussahen und dann auch die Tränen bei uns beiden nicht mehr aufzuhalten waren, sagten wir ihr, dass es sein kann, dass wir zukünftig so leben würden, wie ihre Freundin. Papa alleine und sie mit Mama zusammen. Wir erzählten ihr das, weil wir ein gutes Argument brauchten, warum wir sie genau an dem Tag  mit aller Gewalt weggeben wollten, wo sie doch merkte, dass etwas nicht stimmt und so gerne bei uns geblieben wäre. Wir brauchten an der Stelle ihr kindliches Verständnis.

An dem Tag wussten wir, dass wir zusammen bleiben wollen, aber dass es ein steiniger Weg werden würde. Wir gingen Hand in Hand spazieren, in der Hoffnung , den Kopf frei zu bekommen.

Die Tage danach waren grausam. Jeder sprach mich an, warum ich so schlecht aussähe und am liebsten hätte ich jeden erzählt, was mein Mann mir „angetan“ hat. Aber ich habe es bewusst nur ganz wenigen, mir wichtigen Personen erzählt. Ich wollte nicht, dass wenn wir diese mächtige Krise schaffen, unsere Freunde oder Verwandte einen schlechten Beigeschmack behalten. Und ich wollte nicht, dass Freunde, die nicht so denken wie ich, mir Ratschläge geben, die ich nicht gebrauchen oder nachvollziehen kann.

Grundsätze

Es gab einige Grundsätze, die ich mir selbst auferlegt hatte.
1. Wie schon erwähnt – möglichst wenig „eingeweihte“.
2. Mit meinem Mann über seine Affäre reden, sofern ich es emotional kann, aber keine Fragen
    stellen, die mich quälen, aber ansonsten nicht weiterbringen.
    Dies half zum einen, dass ich Antworten auf Dinge bekam, die mich kontinuierlich beschäftigten
    und zum anderen hatte mein Mann die Möglichkeit, Druck abzubauen, den er sich selber durch
    seine Lügen und Heimlichkeiten aufgebaut hat.
3. Ihn nicht verletzen
    Eine Beziehung kann man nicht kitten, wenn man den anderen verletzt
4. Mich selbst nicht durch kontinuierliche Depression disqualifizieren, da mir klar war, dass ich für ihn
    als  heulendes Häuflein Elend zu Hause nicht attraktiv sein werde. Ich hatte einfach Angst, dass er
    eine  kleine, immer lachende Chinesin  einer ständig heulenden, deutschen Mutter vorziehen
    würde.
    Dieser Grundsatz fiel mir allerdings am schwersten und führte auch dazu, dass ich an meinem
    Geburtstag zu meinem Hausarzt gefahren bin, um mir Beruhigungstabletten verschreiben zu
    lassen. Ich nahm jedoch  nur 1x eine Halbe.
5. Selbstmordgedanken direkt bei Seite schieben, auch wenn mein Körper und meine Seele nach
     Erlösung zu schreien schienen. Ich habe die Verantwortung für eine kleine Tochter, die ich über
     alles Liebe und  deren Zukunft ich nicht zerstören möchte, weil ich meine eigenen Emotionen nicht
    in den Griff bekomme.
6. Nicht schnüffeln! Wenn ich meine Beziehung aufrecht erhalten möchte, muss ich lernen, wieder zu vertrauen.
     Schnüffeln empfinde ich als destruktiv diesbezüglich.
7. Sie nicht schlecht machen. Es würde mir keinen Gewinn bringen,  ihn aber verletzen und wahrscheinlich eher dazu führen,
     dass  er deswegen sauer auf mich wäre.

Ich habe im Laufe der Zeit nicht alle Grundsätze einhalten können, aber  ich habe zumindest mein möglichst Bestes gegeben.

Wir/Zusammenleben

Mein Mann war mir oftmals eine emotionale Stütze, da er mir durch kleine Gesten, wie z. B. ein einfacher Rückenstreichler beim Vorübergehen oder ein nettes Zettelchen in der Küche, signalisierte, dass er mich liebt.
Natürlich habe ich überlegt, ob eine räumliche Trennung sinnvoll sei, denn mir war klar, dass er mich durch meine kontinuierliche Anwesenheit ganz anders empfindet, als diese brennende Sehnsucht zu einer Dame in China. Aber durch gemeinsame Gespräche ist uns beiden klar geworden, dass wir die Nähe zu einander brauchen, und dass sie es auch ist, die uns zusammen hält.
Bei mir kam auch noch die Angst hinzu, dass wenn ich ihn wirklich aus dem Haus verbanne, er mehr Energie darin verwenden würde sie zu vermissen, als uns hier.

Verständnis?

Interessanterweise hatte ich anfangs mehr Verständnis, als man es einer betrogenen Ehefrau zutraut.
Es kam natürlich die Frage auf, wie das alles passieren konnte. Aber ist es nicht so, dass wenn man in einer langjährigen Beziehung steckt, empfänglich für anderweitige Aufmerksamkeiten ist? Schmeichelt es nicht jedem, wenn da auf einmal jemand ist, dem man wieder etwas erzählen kann und der einem seine ganze Aufmerksamkeit widmet? Der einem vielleicht auch Komplimente macht und einfach Dinge zeigt, die man mit Kind nicht einfach so zwischendurch erlebt? Zumindest halte ich sexuell gesehen jede lange Beziehung für angreifbar.
Mein Mann suchte selber auch nach den Gründen und ich sagte ihm, dass man sich seiner Liebe nicht immer und jederzeit bewusst ist. Zu Zeiten, wo man sich der Liebe zu seinem Partner bewusst ist denke ich, dass da wirklich kein Dritter eine Chance hat. Aber zu Zeiten, wo dem nicht so ist, ist die Beziehung angreifbar. Und mein Mann war sich zu dem Zeitpunkt offensichtlich seiner Liebe einfach nicht bewusst.
Mir ist auch klar, dass man jemanden, zu dem man eine so emotionale Bindung aufgebaut hat, wie mein Mann, nicht sofort aus seinem Leben verbannen kann. Dass das nicht schön für mich ist, liegt auf der Hand. Aber letzten Endes ist es auch meine Chance, da ich denke, dass er auch mich nicht schlagartig aufhören kann zu lieben.
Andererseits hoffe ich aber, dass sie irgendwann bedeutungslos für ihn sein wird. Bei meiner ersten großen Liebe habe ich gedacht, ich würde nie über diesen Mann hinwegkommen. Heute ist er nur noch jemand, den ich sehr gerne mag, aber an den ich in meiner Freizeit keinen weiteren Gedanken verschwende.
Auch sprachen wir darüber, dass uns klar sein muss, dass es Rückschläge geben und nicht immer alles rosig sein wird.
Trotz allem Verständnis konnte ich ihm aber nicht meine Hilfe und Trost anbieten, wenn es ihm schlecht ging. Da vertrete ich die Meinung, ich muss mein eigenes Leid durchleben und in den Griff kriegen. Da erwarte ich von ihm ebenfalls eine gewisse Leidensfähigkeit.

Dennoch habe ich ihm eine kurze Kontaktaufnahme aus Eigeninitiative „erlaubt“, als ich im Radio hörte, dass Peking, wo er seinerzeit war, die schlimmste Hochwasserkatastrophe seit Jahren durchlebt hat. Ich wollte nicht, dass er sich unnötigen Sorgen machen musste. Teilweise habe ich sogar darüber nachgedacht, dass er den Kontakt noch mal aufnehmen „darf“, um sich ordentlich von ihr zu verabschieden. Ich erhoffte mir davon eine  Möglichkeit, besser loslassen zu können. Aber nach reichlichen Überlegungen konnte ich nicht so gönnerhaft sein, ohne mir dadurch selber zu schaden.

1.Hilfe

Ich nahm Kontakt zu Dr. Mück auf. Er kannte uns schon aus der Vergangenheit aufgrund anderer Probleme. Wir halten große Stücke auf Ihn und seine Arbeitsweise. Er hat uns in der Vergangenheit viel geholfen und ich hatte die Hoffnung, dass er uns auch in dieser Krise mit Rat zur Seite stehen kann. Vor allem, da er uns gut kennt und weiß, wo unsere Stärken und Schwächen liegen.

Davor hatten wir auch schon seine Homepage durchforstet und uns einige Bücher, die er zu dem Thema empfiehlt, zugelegt.

Ich nahm mir eine CD mit Musik auf, die mich zum Tanzen animiert. Zum Teil recht aggressive Musik, das ist mein Geschmack, aber trotzdem Musik, bei der ich sofort aufspringen und die Tanzfläche stürmen würde. Die Musik half mir, mich abzulenken und meine Laune zu bessern.

Ich stand in engem Kontakt zu meiner Freundin, die ich in alles eingeweiht habe. Alleine das Niederschreiben per Mail half oftmals meine Gedanken zu sortieren. Sie gab mir immer konstruktive Antworten und machte auch meinen Mann nicht schlecht, sondern hatte Verständnis und bewunderte oftmals seine Ehrlichkeit. Das half mir auch, weiterhin die positiven Eigenschaften zu sehen.

Jedes Mal, wenn es so aussieht, als schaffe ich die gemeinsame Zukunft nicht,  wenn ich hier sitze und nur noch weinen kann, ist Herr Dr. Mück mein Nottelefon. Alleine die Möglichkeit zu haben alles, was mich bewegt niederzuschreiben, führt immer dazu, dass ich anschließend ruhiger bin

Intimität

Als mein Mann mir von seinen Gefühlen und seinem Ehebruch erzählt hat, dachte ich erst, ich könne nie wieder mit diesem Mann intim werden. Aber am ersten Arbeitstag nach dem Wochenende hatte ich eine  furchtbare Sehnsucht nach meinen Mann. Ich fühlte mich, als müßte ich mich von jemanden verabschieden, der zum Sterben verurteilt ist. Ich wollte bei ihm sein, ich wollte ihn fühlen und anfassen. Ich war selber verwundert, über diese Emotionen. Aber dann habe ich meine Zweifel beiseite gewischt, denn letzten Endes war es doch so, dass wir intim miteinander waren, als ich noch nicht von der Dame in China wusste, warum sollte ich es jetzt mit meinem Wissen auf einmal nicht mehr sein? Zumal mein Mann mir versichert hat, dass er bei unseren Zusammensein gedanklich und emotional bei mir ist und nirgendwo anders. Das hat mir geholfen, mich wieder auf meinen Mann einlassen zu können.
Interessanterweise haben wir seit dem ein deutlich interessanteres, leidenschaftlicheres und häufigeres Sexualleben, als vorher.

Kampf

Als mein Mann mir seine Gefühle für diese andere Frau offenbarte war mir klar, ich will ihn nicht aufgeben. Ich wollte, dass wir das Erreichen, was bisher mein persönliches Ziel war. Ich wollte mit ihm alt werden, wenn unsere Tochter groß ist, tolle Reisen unternehmen und irgendwann liebevolle Großeltern für Ihre Kinder sein.
Das sagte ich ihm auch. Ich versuchte ihm zu verdeutlichen, dass er eine Frau liebt, die er nicht wirklich kennt. Sie hatten in Summe drei Wochen mehr oder weniger gemeinsam verbracht. Drei Wochen, die wie Urlaub waren.  Aber kann er einschätzen, wie diese Frau mit seinen Schwächen umgeht? Kennt er ihre Schwächen? Weiß er, ob sie gut zu unserer Tochter sein wird? Ist ihm klar, dass auch mit ihr irgendwann das Urlaubsgefühl vorbei ist und Alltag eintritt?

Mein Mann hat über all diese Dinge sehr viel Nachgedacht. Leider aber auch über meine Frage, ob er wirklich uns nicht verlieren möchte, oder nur unsere Tochter nicht. Diese Frage hat eine weitere Krise nach sich gezogen. Mein Mann zweifelte auf einmal seine Liebe zu mir an und ich fiel in ein noch viel tieferes Loch. Diese Unsicherheit war das schlimmste für mich. Ich wollte auf keinen Fall nur zweite Wahl sein, weil die Dame in China unerreichbar schien.

Aber all die Gesten, die mein Mann mir zukommen ließ und die Art und Weise, wie er mich in einer Mail beschrieben hat, ließen mich nicht glauben, dass er mich nicht mehr lieben würde. Dumm war nur, dass er das in dem Moment selber nicht wußte.

Rückschläge

Wir hatten einige heftige.
Der erste kam in unserem gemeinsamen Urlaub, einen Monat nach dem „Geständnis“. Wir hatten uns vorgenommen, uns eine gute Zeit zu machen und uns wieder zu nähern. Stattdessen trieb der Urlaub einen Keil zwischen uns. Überall liefen auf einmal Chinesen rum und selbst in der Zeitung wurden wir nicht verschont. Ich fragte mich ständig , ob er jetzt an sie denken würde, und ob die Person, die uns gerade mal wieder über den Weg gelaufen ist, ihn an sie erinnert. Es war der erste Urlaub, in dem ich Heimweh hatte.
Dann offenbarte er mir, dass der den Kontakt zu ihr wieder aufgenommen hat und ich brach den Urlaub ab und fuhr alleine nach Hause, mit dem Wissen, dass dies das Ende meiner Ehe ist. Dies war das einzige Mal, dass ich nicht mehr von meinem Mann berührt werden wollte, ich wollte weg von ihm. Und ich fragte mich ständig, ob ich vielleicht selber Schuld war, weil ich ihm damals „erlaubt“ habe sie zu kontaktieren, als Peking die Hochwasserkatastrophe widerfuhr.

Zu Hause stand mir meine Freundin zur Seite. Sie wohnte einige Tage bei mir, so dass ich abgelenkt war. Ich führte eine Art Tagebuch. Ich schrieb auf, was ich den Tag über getan habe und ob ich denke, dass ich mein Leben auch ohne ihn gestalten könne.
Jeden Abend gab es eine Art Abstimmung, ob eher mit oder eher ohne ihn.

Ich wühlte. Jetzt war mir alles egal. Ich durchforstete sein Handy, seine Handyrechnungen etc. Jetzt wollte ich Bestätigung.

Weil ich inzwischen viel zu dünn geworden war und wusste, dass es so nicht weitergehen konnte, suchte ich mir ein paar homöopathische Globuli raus, die man bei seelischem Kummer und dadurch bestehende Appetitlosigkeit nehmen konnte. Direkt tags drauf konnte ich endlich wieder essen und auch mein Gedankenkarussell beruhigte sich.

Ich ging aus und bekam durch die Männerwelt sehr positives Feedback. Dies half mir, mich nicht nur als betrogene Mutter zu sehen, sondern auch wieder selber als Frau wahrzunehmen, die durchaus noch Chancen auf dem Markt hat.

Wir telefonierten aufgrund unserer Tochter täglich miteinander, aber es waren zwischen uns unpersönliche Gespräche. Mein Mann sagte mir auch ganz klar, dass er wenig Zeit hatte an mich zu denken. Das ernüchterte mich. In den 8 Tagen ohne meine Familie wurde mir klar, dass ich weiterhin mit meinem Mann zusammenleben möchte (Herr Dr. Mück bestärkte mich, diesem Wunsch nachzugehen), aber nicht mehr um jeden Preis. Das sagte ich meinem Mann nach seiner Rückkehr und strahlte dies wohl auch aus. Interessanterweise hat mein Mann dadurch seine Liebe für mich zurück entdeckt und sich bewusst für mich entschieden. Zwei Tage später, an seinem ersten Arbeitstag, beendete er erneut die Fernbeziehung mit den Worten, dass für sie kein Platz mehr in seinem Leben sei.

Kopflosigkeit

Wir hatten nach unserem furchtbaren Urlaub eine wunderbare Zeit. Wir holten die verkorkste Zeit nach und gönnten uns eine weitere Woche Urlaub. Wir hatten Spaß und es fühlte sich rundherum gut an. Dann kamen zwei weitere Rückfälle.  Beide Male ging es um die Dame in China (inzwischen nenne wir sie auch beim Namen, denn immer nur von „Ihr“ zu sprechen war mir zu dumm) und um Sehnsucht.

Diese Rückschläge werfen uns jedes Mal zurück. Und immer mehr scheint eine Trennung in den Situationen unausweichlich. Doch haben wir beide etwas gelernt. Diese erneuten Krisen bauen sich langsam auf und explodieren gewaltig. Die Druckwelle wird immer heftiger und scheint auch immer mehr zerstörte Fläche zu hinterlassen. Aber es war bisher immer so, dass wenn wir uns dann in unserer Hilflosigkeit an Herrn Dr. Mück gewandt haben, er uns wieder „geerdet“ hat. Das Wichtigste war, nicht kopflos unserem (vor allem meinem) Impuls nachzugeben, sondern erst einmal Abstand zur Situation zu gewinnen. Dies gelang uns leider immer erst nach der Explosion. Aber spätestens einen Tag später konnten wir etwas emotionsneutraler über die Dinge sprechen und uns erneut fragen, ob eine Trennung wirklich unser Ziel sein sollte.

Veränderte Emotionen

Ich kennen nach wie vor meine Grundsätze und ich weiß auch, dass ich Verständnis für viele Dinge hatte/habe. Einige Emotionen haben sich inzwischen verändert. Aus der Verzweiflung vom Anfang ist nun oftmals Wut geworden. An Tagen, wo die letzten Monate „hochploppen“ würde ich am liebsten auf meinen Mann einschlagen und ihn anschreien, wie er es so weit kommen lassen konnte.

Und auch wenn ich sage, in einer langjährigen Beziehung kann jeder rumpulen, behaupte ich für mich dennoch, dass mir das nicht passiert wäre. Mir war immer wieder bewusst wie dankbar ich dafür bin, dass ich meinen Mann kennen gelernt habe. Ich habe auch reizvolle Situationen erlebt, wo ich aber gedacht habe, das muss jetzt hier sofort enden, denn ich möchte meinen Mann nicht verletzen und ich möchte nicht wegen einem Menschen, den ich nicht kenne, meine Ehe aufs Spiel setzen.
Dass mein Mann diese Reißleine nicht gezogen und sich emotional auf die andere Frau eingelassen hat macht mich heute wütend und aggressiv.

Die Enttäuschung darüber, dass er von dem Moment an, wo er sich auf weiteren Kontakt mit ihr eingelassen hat bereit war, mich gehen zu lassen, scheint momentan für mich noch unüberwindbar. Genau so die „Abgebrühtheit“, mit der er mich betrogen hat, denn die zweite Chinareise war keine Geschäftsreise.

Auch wenn er sagte, dass er  sich ein Leben ohne mich nicht vorstellen kann,  vertrete ich die Meinung, dass man in dem Moment, wo man jemanden anderes in seine Beziehung lässt, bereit ist zu gehen. Ansonsten würde ein weiterer Kontakt keinen Sinn ergeben.

Ich will nicht schlecht über sie reden. Aber wenn sie trotz ihrer Abwesenheit und Passivität die Kraft hat, unsere Beziehung zu zerstören und alles was davor rückblickend gut war auf einmal bedeutungslos erscheinen zu lassen, möchte ich in unflätigsten Worten über sie sprechen. Ich tue das nicht, aber tief in mir fallen mir die schlimmsten Schimpfwörter für sie ein.

Offenheit

Wir versuchen über alles, was uns bewegt zu sprechen. Das ist nicht immer einfach. Gerade mein Mann musste bereits dreimal feststellen, dass seine Offenheit negative Konsequenzen hatte. Aber andererseits begrüße ich sehr, dass er nichts mehr heimlich tun oder mich anlügen möchte.

Ich merke ihm an, wenn es ihm emotional nicht gut geht. Dann ist es mir lieber, er ist offen zu mir, als dass ich mir selber ausdenke, was er haben könnte. Ggf. liebe ich absolut falsch damit. Oftmals möchte ich ihn fragen, wie oft er noch an sie denkt und in welche Richtung diese Gedanken gehen. Ich lasse es meistens, denn es ist fraglich, ob ich mit der Wahrheit umgehen kann.

Aversionen

Es ist vielleicht nahe liegend, dass alles, was mit China zu tun hat, mir die Stacheln aufstellt. Und es mag selektive Wahrnehmung sein, aber ich habe vorher noch nie so viele Chinesen gesehen, wie seit dem 29. Juni. Sie laufen einem ständig über den Weg, sie sind in jeder Zeitung, sie sitzen im Publikum im Fernsehen und China taucht ständig in den Nachrichten auf.
Ich mag mit meinem Mann nicht mehr gerne chinesisch Essen gehen, weil ich mir Gedanken darüber mache, ob irgendwelche Erinnerungen/Emotionen bei ihm ausgelöst werden.
Ich mag meinem Mann nicht zuhören, wenn er englisch redet und ich habe manchmal ein echtes Problem mit dem Buch, das ich gerade lese, weil es dort eine Liebesbeziehung gibt, die mit sehr viel Email-Kontakt einhergeht und dies meine Phantasie in Bezug auf die Kommunikation von meinem Mann und „ihr“ anregt.
An einem schlechten Tag fühlte mein Mann sich durch Musik an sie erinnert, die er nie mit ihr gehört hat. Seit er mir das erzählt hat denke ich wenigstens auch an sie, wenn ich diese Musik höre und auf einmal gefällt sie mir  nicht mehr.

Ich hoffe, dass diese Aversionen irgendwann blasser werden, denn letzten Endes beschränken sie meine Gedanken und mein Handeln.

Was kann ich für mich tun?

Herr Dr. Mück hat mir das Thema „Achtsamkeit“ ans Herz gelegt und ich habe mich in dem Artikel auf seiner Internetseite wieder erkannt. Somit möchte ich versuchen, meinen aktuellen Situationen und meinem Handeln mehr Achtsamkeit zu widmen. Ich möchte versuchen mich mehr über die gegenwärtigen Gegebenheiten zu freuen (z. B. dass mein Mann abends zu MIR nach Hause kommt), als darüber nachzudenken, was alles kaputt gegangen ist.

Ich versuche bewusst destruktive Gedanken aus meinem Gehirn zu verbannen und mich mehr  den Dingen zu widmen, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen.

Ich versuche im Negativen etwas Positives zu finden, z. B. dass mir unser Sexualleben nun mehr Spaß macht, als vorher oder wie sehr ich es nun genießen kann, wenn mein Mann und ich uns zur Begrüßung und Verabschiedung in den Arm nehmen.

Ich möchte meinen Bedürfnissen mehr nachgehen und sie nicht aus (falscher?) Rücksichtnahme zurückstellen.

Wünsche

Ich habe den Wunsch, dass „sie“ alsbald sowohl im Leben meines Mannes, als auch in meinem keine Rolle mehr spielt. Ich wünsche mir, dass ich wieder volles Vertrauen in meinen Mann haben werde und dass ich unsere Beziehung wieder unbeschwert genießen kann. Und ich wünsche mir, dass unsere Offenheit und Experimentierlust weiterhin anhält.

Ich habe mich natürlich gefragt, warum ich – wie zu Anfang beschrieben – nach 12 Jahren Beziehung immer noch so glücklich und zufrieden mit meiner Ehe war und jedem erzählt habe, dass ich diesen Mann jederzeit wieder heiraten würde.
Ich denke, es liegt daran, dass ich so oft  abends über meine Familie nachgedacht habe und dankbar war, für das was ich habe. Ich habe mir bewusst gemacht, dass mein Mann etwas Besonderes ist. Wenn ich ihn mit seinen Vorgängern vergleiche, gibt es viele Dinge, die ihn für mich einzigartig machen und die nicht selbstverständlich sind. Und selbst wenn ich mal unzufrieden in unserer Beziehung war, habe ich mir diese Eigenschaften von ihm immer wieder ins Bewusstsein gerufen . So wurde mir immer wieder klar, dass ich die Dinge, die ich habe, mehr wertschätzen kann, als die, die ich vermisse. Ebenso ist es mit meiner Tochter. Ich weiß, dass wir ein tolles Kind haben und ich bin dankbar dafür, dass sie so ist, wie sie ist.  Und ich merke, dass immer, wenn ich an die positiven Eigenschaften der beiden denke, mir ganz „warm“ ums Herz wird und ich merke, wie sehr ich sie liebe.
Das ist – glaube ich – der Grund, warum ich mich immer wieder aufs Neue in meinen Mann verliebt habe, ich war mir immer wieder Bewusst, was ich an ihm habe.
Ich wünsche mir, dass ich wieder uneingeschränkt dankbar sein kann, dass wir zwei zusammengefunden haben und ich wünsche mir auch, dass mein Mann die Dinge, die mich ausmachen und die ich tue (manchmal für ihn), in Zukunft mehr wertschätzen und sich öfters bewusst machen wird.

Ziel

Wir sind noch nicht an der Ziellinie angekommen und es wird sicherlich auch noch ein längerer und steiniger Weg sein. Viele Ängste begleiten mich und mein Vertrauen ist nicht so, wie ich es mir von einer Beziehung wünsche. Aber wir haben ein gemeinsames Ziel, und das lautet: wir WOLLEN das schaffen!

Nachtrag nach 11 weiteren Monaten (TEIL 2): Ernüchtertes Resümee

Das waren jetzt in Summe 1,5 schwere Jahre mit wundervollen Momenten, aber auch mit sehr schmerzlichen Erlebnissen für uns beide. Ich habe es nicht geschafft, meine Zweifel abzubauen. Sobald in unsere Ehe wieder so etwas wie Routine einkehrte, bekam ich Angst, dass mein Mann mich nicht als seine Partnerin wahrnimmt, die er liebt, sondern als eine selbstverständliche Gegebenheit. Dies würde natürlich die Gefahr mit sich bringen, dass jederzeit wieder jemand Neues in unsere Beziehung eindringen kann.

Aus dieser Angst heraus wuchs mein Mistrauen stetig und ich überlegte mehrmals, ob ich diese Art von Beziehung noch (er)tragen kann. Ich bat meinen Mann mehrmals um seine Hilfe. Er nannte es „das Einfordern von Liebesbeweisen“. Vielleicht hat er Recht, aber diese Liebesbeweise waren für mich und meine Beziehung zu ihm wichtig. Ich wollte einen annähernd hohen Stellenwert haben, wie letztes Jahr, wo er sich für mich entschieden hat. Ich brauchte von ihm, dass er meine Wunden mehr leckt, als nur den Kontakt zu seiner Geliebten abzubrechen. Das war das Mindeste, was ich von ihm verlangte, aber ich wollte auch „Wiedergutmachung“. Ich wollte die Sicherheit, dass ICH die Person bin, die er liebt.

Und je mehr ich es einforderte, umso weniger war er in der Lage, dies zu geben. Wir sahen beide nicht mehr, was wir hatten - denn eigentlich ging es uns gut - sondern wir waren nur noch mit dem beschäftigt, was wir nicht mehr hatten. Beziehungsweise, mit dem neuen Gefühl, welches sich in unsere Beziehung eingeschlichen hat: Angst.

Ich hatte tagtäglich die Angst vor Wiederholung. Er hatte Angst davor, sich falsch zu verhalten und mich erneut zu verletzen.

Diese Gefühle waren letztendlich so dominant, dass ich nicht mehr willens war, viele Dinge mit der „Aufopferung“ hinzunehmen, wie ich es vor dem Bruch war und er war nicht mehr willens, um unsere Beziehung zu kämpfen. Ob er bis dahin gekämpft hat, sieht er sicher anders als ich. Aber er war letzten Endes auch nicht mehr bereit zu einer erneuten Aufnahme der gemeinsamen Paartherapie, um die ich gebeten hatte. Denn wirklich intensiv angegangen sind wir das Thema „Ehebruch“ nicht.

Inzwischen ist mein Mann ausgezogen. Er ist sich nicht sicher, ob er mich noch wirklich liebt, steht nicht mehr hinter unserer Beziehung und ist heute der Meinung, dass auch seinerzeit etwas in unserer Ehe nicht gestimmt haben muss, ansonsten hätte die chinesische Dame nicht in sein Leben treten können. Auch diesen Punkt sehe ich nach wie vor anders und wenn ich erzähle, worin unsere Probleme bestanden, würden Paare mit gravierenderen Problemen sicher  verständnislos den Kopf schütteln. Aber Fakt ist: es ist viel kaputt gegangen, wozu wir nicht in der Lage waren, es zu reparieren.

Mein persönliches Fazit

Ich bin sicher, dass eine Ehe nach einer Affäre funktionieren kann. Aber es bedarf viel von beiden Seiten.

·     Der Partner, der den Ehebruch begangen hat, muss sich nicht nur von seiner Affäre lösen, sondern seinem Partner auch das Gefühl geben, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat, in dem er bei ihm geblieben ist. Er muss willens sein zu versuchen, seinem Partner das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und Vertrauen wieder aufzubauen. Auf welchem Weg auch immer der betrogene Partner dies  benötigt.

·     Der betrogene Partner muss in der Lage sein, die Vergangenheit ruhen zu lassen und positiv (nicht ängstlich) nach vorne zu schauen. Auch denke ich heute, ist es unratsam, sein eigenes Gefühlschaos seinem Partner immer direkt mitzuteilen und ihn dadurch zu verunsichern.

Hätten wir beide diese beiden Aspekte berücksichtig, hätte unsere Ehe sicher noch eine gute Chance gehabt…..

Nachtrag nach 6 weiteren Wochen (TEIL 3): Happy End einer geforderten Beziehung?

Nachdem mein Mann 6 Wochen lang eine eigene Wohnung bezogen hatte, haben wir festgestellt, dass wir ohne einander nicht leben wollen.

Die 6 Wochen waren harte Lehrwochen für uns. Es sind Emotionen hoch gekocht, die wir von einander nicht kannten. Ich habe in der Zeit meinen Mann sehr verletzt, indem ich ihn aus meinem Leben endgültig verbannen wollte. Ich fühlte mich ausgenutzt, missverstanden und abgelegt. Ich ertrank in Selbstmitleid und zertrümmerte unsere Ehebilder in blinder Wut. Aber zum Glück gab mein Mann mir die Chance, mir noch einmal zuzuhören, obwohl ich ihn kurz vorher beschimpft habe.
Wir reden auf einmal wieder vernünftig miteinander. Und je mehr wir redeten, desto näher fühlten wir uns und wollten wieder beieinander sein. Und somit wagten wir einen Neuanfang. Erst mal unter Beibehaltung der Wohnung, aber ohne sie wirklich zu nutzen. 

Etwas Grundlegendes hat sich von dem Moment an verändert, als wir entschlossen haben, es noch einmal miteinander zu versuchen. Die Ängste sind weg. Ich habe keine Erklärung dafür, sondern nur Mutmaßungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich festgestellt habe, dass ein Leben ohne ihn, nicht das ist, was ich will, aber nicht so unmöglich ist, wie ich dachte. Und bei ihm ist es vielleicht die Erkenntnis, dass viele seiner Ängste auf Missverständnissen beruhten.

In meinem Kopf ist Ruhe eingekehrt und das Tut gut! China zeigt jetzt nicht mehr täglich seine Präsenz in meinen Gedanken. Hin und wieder nehmen wir uns bewusst die Zeit und arbeiten das Geschehen auf. Wir reden über das, was passiert ist. Und genau in diesen Momenten fühlen wir uns oftmals danach noch näher. Wir wissen, was wir ändern müssen und vieles ist hausgemacht und eigentlich nichts Großes.
Die Wohnung ist inzwischen wieder gekündigt.

Die Trennung war wichtig und gut um uns den Kopf frei zu blasen und ich hoffe, dass wir den Kurs halten werden. Und ich wünsche jedem Paar, das sich in einer ähnlichen Situation befindet und weiterhin gemeinsam durchs Leben gehen möchte, dass es Zugang zu einander findet und die Kraft hat, diesen steinigen Weg zu gehen.

Nachtrag nach einem weiteren halben Jahr (TEIL 4): Die Beziehung bleibt gut!

25. August 2014: allein in diesem Jahr wurde der vorstehende Bericht 13.267 Mal aufgerufen und vermutlich auch gelesen. Dazu schreibt die Autorin:

Ich freue mich, dass ich tatsächlich Menschen Hoffnung machen kann und dass es offensichtlich Menschen gibt, die sich für meinen Bericht interessieren. Aus  eigener Erfahrung weiß ich, dass man sich an jeden erdenklichen Strohhalm klammert, wenn man noch liebt. Aber ich merke auch, dass die Art, wie wir mit der Situation umgegangen sind, tatsächlich nicht alltäglich ist. Eine Kollegin, die ähnliches erlebt hat, erzählt mir hin und wieder von ihren Erlebnissen. Da wird gesimst, gemailt und sich verhalten wie die Teenager, aber keiner ist in der Lage, mal ein offenes Gespräch von Auge zu Auge zu führen, schade. Ich wünsche auf jeden Fall allen Betroffenen, die es noch einmal miteinander versuchen möchten, viel Kraft und die Bereitschaft beider Partner, den schwierigen Weg aufzuarbeiten. Seit der Rückkehr meines Mannes geht es mir gut in unserer Beziehung, auch wenn die Erinnerungen mich doch noch öfters einholen, als es mir lieb ist und ich noch leicht zu verunsichern bin. Aber sie schmerzen nicht mehr so und treiben mich nicht mehr in ein Gedankenkarussell. Und das - sowie die Liebe meines Mannes - gibt mir Kraft zu hoffen, dass irgendwann alles nur noch Geschichte ist.