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Hans-Werner
Rückert: Schluss mit dem ewigen Aufschieben. Wie Sie umsetzen, was Sie
sich vornehmen. Frankfurt/Main, New York: Campus Verlag, 3. Aufl., 2000 (= campus
concret Bd. 48). ISBN
3-593-36276-7. 31,00 DM
Marc Stollreiter/Johannes Völgyfy: Selbstdisziplin. Handeln statt
Aufschieben. GABAL Verlag 2001. ISBN 3-89749-137-0. 34,80 DM
Weitere
Lesetipps zum Thema:
Basco, Monica Ramirez: Schluss mit Prokrastinieren. Wie Sie heute
beginnen, mit dem Aufschieben aufzuhören. Huber Verlag 2012. ISBN
978-3-456-85081-8. 184 Seiten. Euro (D) 19,95 / sFr 28,50,
Zum Buch auf der Verlagsseite
Neil Fiore: Wenn nicht
jetzt, wann dann? So überlisten Sie Ihre "Aufschieberitis",
Landsberg am Lech: mvg-Verlag, 2. Aufl. 1997, ISBN: 3-478-08542-X, 14,90
DM
Georg Popp: Die Macht der kleinen Schritte. Hilfen zur
Bewältigung von Ängsten und Problemen, Gütersloher Verlagshaus /
Stuttgart: Quell-Verlag, 8. Aufl. 2000, ISBN: 3-579-03332-8, 14,80 DM
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„Wie
viele Teppiche sind gesaugt, wie viele Küchenherde gereinigt, wie viele
Schuhe geputzt worden aus keinem anderen Grund, als ein anderes
Arbeitsvorhaben zu vermeiden.“ Mit den Problemen von „Aufschiebern“
kennt sich Hans-Werner Rückert bestens aus. Als Psychologe in der
Beratungsstelle der Freien Universität Berlin und Psychotherapeut mit
eigener Praxis hat er in den letzten 20 Jahren nicht nur zahlreiche
Studierende beraten, die das Anfertigen ihrer Semester- oder
Examensarbeiten beharrlich vor sich herschoben, sondern auch Hausfrauen,
Professoren, FreiberuflerInnen und Angehörige etlicher anderer Berufe
betreut, denen es nicht gelang, notwendige Lebensentscheidungen zu
treffen oder wichtige Vorhaben in Angriff zu nehmen: einen
Berufswechsel, das Verfassen eines Buches, die Scheidung, eine längst
überfällige ärztliche Untersuchung oder Operation.
Obwohl es ihnen weder
an Einsicht noch an Intelligenz mangelt, gelingt es Menschen mit einem
Aufschiebe-Problem nicht, diejenigen Schritte zu unternehmen, die
notwendig wären, um ein von ihnen selbst als erstrebenswert definiertes
Ziel zu erreichen. Sie fühlen sich blockiert, ohnmächtig, gelähmt,
haben Versagensängste oder Konzentrationsschwierigkeiten und verlieren
sich in nebensächlichen Tätigkeiten – Aufräumen, Papiere sortieren,
Kaffee kochen und Zeitung lesen –, die lediglich dem Zweck dienen, der
eigentlichen, als äußerst bedrohlich empfundenen Aufgabe
auszuweichen. Ist diese Verzögerungstaktik erst einmal zur Gewohnheit
geworden, plagen sich die Betroffenen wegen ihres Unvermögens, das
eigene Verhalten in zielgerichtete Bahnen zu lenken, noch zusätzlich
mit Scham- und Minderwertigkeitsgefühlen – Emotionen, die zu weiterem
Aufschieben verleiten.
Dass diesen Menschen
mit der lapidaren Aufforderung zu mehr Selbstdisziplin nicht geholfen
ist, wird bei der Lektüre von Hans-Werner Rückerts Buch überdeutlich.
Im Gegenteil: ein
schmerzlicher Irrtum der „Auf-die-lange-Bank-Schieber“ ist ja
gerade, dass sie davon überzeugt sind, ihr Projekt beim nächsten
Anlauf, ausgestattet mit einem ausgeklügelteren Zeitplan und unerschütterlicher
Disziplin, endlich auf den Weg zu bringen. Doch lösen die hehren Ansprüche
zuweilen beträchtliche Ausweichmanöver aus, denn die Ursache des Problems liegt woanders. Möglicherweise hängt das
Aufschieben mit kindlichen oder pubertären Trotzreaktionen gegenüber
Autoritätspersonen zusammen, entpuppt sich als ein früh eingeübter
Schutzmechanismus, der – einst wie heute – Schlimmeres vermeiden
soll(te) oder ist Ausdruck des Aufbegehrens gegen gesellschaftliche
Konventionen, denen sich ein Mensch auf andere Weise nicht zu
widersetzen vermag.
Nach einer
anschaulichen Erläuterung des Problems und der sorgfältigen Analyse
seiner möglichen Ursachen stellt Hans-Werner Rückert in der zweiten Hälfte
seines Buches Strategien zur Bewältigung des Aufschiebens vor.
Wichtigstes Ziel ist hier, die Betroffenen zu lehren, sich selbst mehr
zu akzeptieren und mit ihren Gefühlen angemessener, d.h. weniger
selbstschädigend umzugehen.
Hat jemand erst einmal
erkannt, dass leidenschaftliche Selbstanklagen der Lösung seines
Problems eher hinderlich sind, kann er Energien für
erfolgversprechendere Maßnahmen mobilisieren. Es ist hilfreich, zunächst
anhand eines „Aufschiebe-Tagebuches“ herauszufinden, welche
Situationen und angstauslösenden Gedanken den Aufschiebe-Mechanismus in
Gang setzen. Überprüft man anschließend – klaren Kopfes – die in
der Zukunft lauernden, mit dem Gegenstand des Aufschiebens scheinbar verbundenen „Katastrophen“ auf ihren Realitätsgehalt
hin, erweisen sie sich nicht selten als völlig absurde Übertreibungen:
Geht tatsächlich die Welt unter, wenn ich mich bei dem
Vorstellungsgespräch blamiere? Lachen mich meine Freunde wirklich aus,
wenn mein Buchprojekt scheitert? Ist mein Leben für immer ruiniert,
wenn sich der angestrebte Berufswechsel als Fehler erweist? Werde ich
nie wieder einen Lebenspartner finden, wenn ich diese unglückselige
Liebesbeziehung beende?
Zusätzlich zu der
Korrektur irrationaler Überzeugungen sind aber auch allerhand
praktische Fertigkeiten notwendig (und erlernbar!), um das
Aufschiebe-Problem in den Griff zu bekommen. Die furchteinflößende
Aufgabe wird einfach in derart kleine, präzise benannte Teilschritte
zerlegt, dass die hemmende Angst schwindet, der Erfolg sicher und der
Fortschritt überprüfbar ist. So formuliert man etwa die diffuse
Absicht, mit der Lektüre des prüfungsrelevanten dickleibigen
Fachbuches am nächsten Tag ganz gewiss zu beginnen, in eine klare
Handlungsanweisung um: „Von 10.00 bis 10.45 Uhr werde ich die Seiten 3
bis 5 lesen, dann eine 15-minütige Pause einlegen und von 11.00 bis
11.45 Uhr die Seiten 6 bis 8 durcharbeiten.“ Die wohlbekannten
ablenkenden Gedanken – „Vielleicht sollte ich doch vorher noch eine Tasse Kaffee trinken, die Nachrichten hören, die
Wohnung aufräumen?“ – werden zwar wahrgenommen, aber nur mehr
notiert ... und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, an dem sie
ohne schlechtes Gewissen in die Tat umgesetzt werden können.
Der
sympathischste Vorschlag, den Hans-Werner Rückert für alle hartnäckigen
AufschieberInnen bereithält, ist der, zuallererst und unumstößlich
die schönen Dinge des Lebens in den Terminkalender einzutragen: den
Espresso im Straßencafé, das abendliche Treffen mit den Freunden, den
Kinobesuch am Wochenende. Die Befürchtung, das vertraute Aufschieben
womöglich gegen einen freudlosen, nicht-enden-wollenden Arbeitstag
einzutauschen, wird dadurch völlig gegenstandslos. Ist der Saunatermin
erst einmal fest eingeplant, so ist es doch durchaus zumutbar, die Zeit
bis zu diesem wohltuenden Ereignis mit ein paar überschaubaren kleinen
Aufgaben auszufüllen – oder etwa nicht?
Weitere Internetinfos von Frau Hüsken z.B.
unter:
www.adaiewsky.de
Sonstige Tipps (von Dr. H. Mück):
Für Studenten mit Schreibblockaden bietet das "Schreibzentrum des Kölner
Studentenwerks" ein individuelles Coaching wie auch einen Kursus an
"Verständlich und sicher schreiben". Anmeldungen unter: 0221-94265-109 |
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