Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Ich hatte "Angst vor Angst" -
jetzt habe ich nur noch "Angst"!!!!
(Teil 3)
Wesentliche Elemente meines persönlichen Weges aus 15 Jahren Angst (P. N.)


Habt Ihr euch schon mal gefragt, wie es überhaupt dazu kam, dass Ihr plötzlich Angst habt vor zum Beispiel: Über eine Brücke zu gehen, unter vielen Menschen im geschlossenen Raum zu sein, oder aber ein längeres Gespräch mit jemandem zu führen? Was ist denn passiert, dass ich Angst vor Herz-Stillstand habe, das Gefühl zu ersticken, mit der U-Bahn zu fahren und und und?

Weder ´ne Brücke ist mir selbst einmal unter den Füssen zusammen gestürtzt, noch bin ich mal von einer Brücke in den Fluss gefallen, aber die Angst davor ist trotzdem sehr groß.

Normalerweise liebe ich Brücken, die Höhe. Es war doch immer traumhaft, von einer Brücke, Schiffe fahren zu sehen und überhaupt. Oder mit der U-Bahn zu fahren, war für mich immer ein besonderes Erlebnis. Was ist denn bloß passiert, warum habe ich plötzlich Angst davor?!

Und plötzlich passiert das, wovon ich mir nur träumen konnte.

Wir alle wissen, dass Angst und Panikattacken unangemeldet, ohne Vorwarnung, einfach ohne einen einzigen Grund uns innerhalb von Bruchteilen von Sekunden überfallen können. Wie aus heiterem Himmel. Sogar, wenn wir uns gerade gefreut haben. Sie sind so stark und heftig, dass unser Verstand, in dem Moment, klar zu denken, einfach gelähmt wird.

Und jetzt erfolgt eine fabelhafte Bemerkung, ein Kurz-Film aus einem Alltag:

Beispiel: Wir sind morgens aufgestanden, fühlen uns gar nicht schlecht, was natürlich leider nicht so oft vorkommt, wenn man mal überlegt, dass wir so zusagen von morgens bis abends von Angst- und Panikattacken geplagt werden. Wir essen etwas zu Frühstück, machen uns zurecht und wollen für ein paar Stündchen in die Stadt bummeln gehen. Da wir nicht weit vom Stadt-Zentrum wohnen, möchten wir das Stückchen zu Fuß gehen. Da wir vom Zentrum aus gesehen auf der anderen Seite des Flusses wohnen, gehen wir über die Brücke. Unsere Gedanken sind natürlich dabei, was wir kaufen, in welchem Cafe wir ein Tässchen Kaffe trinken werden und so weiter. Das Wetter ist wunderschön, also alles spielt mit. Wir befinden uns gerade auf der Brücke, schauen uns die vorbeifahrenden Schiffe unter uns an, halten kurz an und genießen das Ganze. Wir gehen dann einfach weiter. Nach ´ner halben Stunde haben wir das Stadt-Zentrum erreicht, gehen von einem zum andern Geschäft, probieren alles, was uns gefällt. Wir haben auch paar Sachen gekauft und möchten jetzt in dem Cafe an der Ecke unser Tässchen Kaffe trinken. Langsam wird es Zeit, auch das Cafe zu verlassen und sich auf den Weg nach Hause zu machen. Da es sich um paar leichte Kleinigkeiten handelt, die wir gekauft haben, verzichten wir darauf, mit der Straßenbahn nach Hause zurückzufahren. Wir gehen wieder zu Fuß. Wir sind überglücklich, dass wir soviel Spaß und Freude am Bummeln hatten, ein seltener und unvergesslicher Tag. Wir gehen wieder über die Brücke und gucken, wie die Straßenbahnen hin- und herfahren. Plötzlich spüren wir, wie unser Körper auf einmal unsicher wird. Oooh Gott, was ist denn jetzt los?! Und während wir versuchen, uns zu beruhigen, umso mehr werden wir von einer plötzlich ausgebrochenen Panikattacke angegriffen. Schweißausbrüche, das Ohnmacht-Gefühl, weiche Knie. Mit anderen Worten: Horror. Wir gehen immer schneller und haben nur das Eine im Kopf: nichts wie nach Hause. Kurz vor der Wohnung fängt es an, uns wieder besser zu gehen. Die Attacke hat sich wieder zurückgezogen - auf die Lauer. Dabei begann der Tag so schön, ich fühlte mich fabelhaft sowohl auf dem Weg in das Zentrum als auch beim Bummeln. Was ist bloß mit mir auf der Brücke passiert? Ich denke an nichts mehr, weder an das Bummeln, noch an die wunderschön verbrachten Stündchen im Cafe. Einfach an gar nichts. Ich denke nur an die Brücke und an den Moment, als die Attacke über mich herfiel. Angst, ich habe Angst, wenn ich wieder mal in die Stadt zu Fuß gehen möchte, und über die Brücke zu gehen, denn was mache ich, wenn es mich wieder auf der Brücke erwischt.

Und damit ist ein neues Kapitel eröffnet, nämlich, dass wir in Zukunft Angst haben werden, wenn wir über Brücken gehen möchten. Mit anderen Worten gesagt: "Wir haben Angst vor Brücken !" Für uns ist es überhaupt kein Problem, bis zur Brücke zu kommen, obwohl wir durch einen langen Wald-Park gehen müssen. Auch nach der Brücke haben wir keine Angst. Bummeln, Kaffe trinken im Cafe, all dies ist für uns überhaupt kein Problem. Nur die Brücke!

Die Angst hat es wieder geschafft, uns den sowieso eng gewordenen Bewegungs-Kreis, noch enger zu machen. Wenn wir in Zukunft bei jemandem zu Besuch sind und es wird ein Spaziergang in die Stadt vorgeschlagen, werden wir alles auf der Welt tun, nur damit es nicht passiert, dass wir über eine Brücke gehen müssen.

So, und jetzt ein anderes Beispiel:

Wir wissen schon längst, dass wir Angst haben, in die Stadt über die Brücke zu gehen. Also vermeiden wir die Brücke. Gott sei dank ist die Stadt sehr groß und in dem Stadtviertel vor der Brücke gibt es auch wunderschöne Einkaufsmöglichkeiten. Es sind schon paar Monate vergangen, wir waren x-mal in dem Stadtviertel vor der Brücke einkaufen. Es war jedesmal ein Erlebnis für uns. Wir haben Bekannte getroffen und Kuchen gegessen. Was will man mehr. Und eines Nachmittags, als wir auf dem Weg durch den Waldpark zum Einkaufen waren, wurden wir nun auch dort plötzlich von einer Panik-Attacke erwischt.

Jetzt folgen die gleichen Sätze bzw. Gedanken: " Oooh, Gott, was ist mit mir bloß passiert"! Schweißausbrüche und und und. Wir brechen den Vorgang ab und kehren nach Hause zurück.

Schon haben wir in unserem "Angstnotiz-Buch" einen neuen Horrorbegriff: "Waldpark".

Eine Woche später mussten wir kurz um die Ecke zum "Aldi" - Milch kaufen. Als wir an der Kasse in der Warteschlange standen, wurde uns plötzlich schwindelig. Wir blieben noch zehn bis zwanzig Sekunden, da es immer heftiger wurde, entschieden wir uns, aus der Warteschlange auszutreten. Wir haben die Milch einfach auf das Ablage-Fach von Obst und Gemüse gestellt und sind rausgelaufen. Wir kamen nach Hause ohne Milch, jedoch mit einem neuen Horror-Begriff: "Das Lebensmittelgeschäft Aldi um die Ecke bei uns" und allgemein "in der Warteschlange an einer Kasse zu stehen".

Jetzt schaut euch Folgendes an:

Wir gehen in das Stadt-Zentrum nicht mehr, da wir über eine "Brücke" gehen müssen. Wir gehen nicht in die Stadtviertel vor der Brücke, da der "Waldpark" dazwischen ist. Wir gehen nicht mal mehr um die Ecke zu dem nächstliegenden "Lebensmittelgeschäft", da wir ........... ! "Wir bleiben einfach zu Hause"! Es ist das Einfachste für uns und gleichzeitig "das Einzige"!

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe von Angst- und Panik Betroffene!

"Ihr habt Angst weder vor Brücken, noch vor einem Waldpark, noch vor dem Stehen in einer Warteschlange. Auch Angst vor mit einer U-Bahn zu fahren habt ihr nicht, in einer Kirche, Kino, Theater, Einkaufszentrum und und und. Vor all diesen Sachen habt Ihr überhaupt gar keine Angst. Eure Angst hat vor allem mit euch zu tun und weniger mit den oft nur zufälligen Begleitumständen.

Wie ich oben bereits erwähnt habe: "Wir alle wissen, dass Angst- und Panik-Attacken ohne Grund, ohne jegliche Vorwarnung kommen bzw. kommen können. Als wir vor paar Monaten auf der Brücke auf dem Weg nach Hause waren, wurden wir von einer Panik-Attacke überfallen. Durch Zufall befanden wir uns in dem Moment auf einer Brücke. Die Brücke an sich hat nichts aber gar nichts mit der Attacke zu tun, wirklich nicht. "Denn als wir auf dem Weg in das Stadt-Zentrum waren, sind wir mehrmals auf der Brücke stehen geblieben. Wir bewunderten den Blick auf den Fluss, auf die unter uns vorbeifahrenden Schiffe, auf das Ganze. Auf dem Rückweg schauten wir uns die vorbeifahrenden Straßenbahnen an. Also, ich habe das Gefühl, dass wir ausgerechnet das "auf der Brücke-Sein" lieben. Und es ist in der Tat so. Wir haben nie Angst vor Brücken gehabt, im Gegenteil. Uns ist nur etwas Furchtbares passiert, "als wir uns "gerade" auf einer "Brücke" befanden. Wir wurden nämlich von einer Panik-Attacke überfallen. Die Attacke war so furchtbar, dass wir das ganze Umfeld, in dem das passiert ist, sofort unter "Verdacht" genommen haben. Das Umfeld war leider die wunderschöne Brücke!

Das ist (fast) der "schlimmste Fehler", den man machen kann !

Das Gleiche passierte uns in dem "Waldpark", in der U-Bahn und an der Kasse, als wir uns mit jemandem unterhalten haben und und und.

Jetzt frage ich euch: "Ist die Erkenntnis dieses Zusammenhangs nicht eine "gute Nachricht" für uns? Kann sie uns nicht sogar beruhigen und aufatmen lassen. Ja, das kann sie!

"Wir haben es jetzt (hoffentlich) durchgeschaut" und wissen, wie ANGST VOR ETWAS entsteht, wovor wir später sogar jahrelang Angst haben werden.

Also, wir machen jetzt nichts anderes als, wir gehen wieder von vorne an. Das heisst, morgen oder noch heute gehe ich wieder in das Stadtzentrum zu Fuß. Wir gehen den alten Weg. Durch den Waldpark, dann über die Brücke. Wo ist jetzt noch ein Problem, da wir mittlerweile doch wissen, dass der Waldpark und die Brücke damals in "keinster Weise" etwas mit der Attacke zu tun hatten, sondern nur mehr oder weniger zufällig dabei waren.

"Wichtiger Hinweis auf den Weg"

Da wir schon seit Monaten, Jahren sogar Jahrzehnten unter Angst- und Panikattacken leiden, sind wir sehr erschöpft, leicht anfällig im Sinne von Ängsten. Es reicht mittlerweile ein ganz kleines Erschrecken oder ein furchtbarer Gedanke und schon bricht ´ne Attacke in uns aus. Das sollte aber jetzt kein Problem mehr sein. Es ist nur wichtig, darum zu wissen. Wir sind zwar erleichtert dadurch, dass wir begriffen haben, dass diese Stellen nichts mit der Angst zu tun haben, auf der andern Seite haben wir trotzdem befürchten, Angst- und Panikattacken zu bekommen, wenn wir uns in dem Park bzw. auf der Brücke befinden. Ihr braucht aber deshalb keinen Grund zur Besorgnis haben. Es ist sogar davon auszugehen, dass Ihr davor Angst habt, denn ihr dürft nicht vergessen, dass sich diese Horror-Begriffe wie "Brücke", "U-Bahn", "Waldpark" und und und jahrelang dermaßen in uns festgesetzt haben, so dass es nicht mehr reicht, einfach zu sagen: "Die Brücke hat nichts mit der Angst zu tun", also, gehe!

Wenn es soweit ist, dass ihr vor oder auf der Brücke seid und ihr habt das Gefühl, nicht mehr in der Lage zu sein, klar zu denken, da die Angst bzw. die Attacke schon angesetzt hat. Ihr seid nicht mehr in der Lage einen klaren Kopf zu bewahren. Ihr habt nicht mehr die Macht gegenüber der Angst, einfach zu begreifen, dass die Brücke an sich nichts damit zu tun hat. Ihr seid sogar der Meinung, da die Attacke langsam ihren Höhepunkt erreicht hat, dass die Brücke doch die Ursache damals war. Es besteht weiterhin gar kein Grund zur Beunruhigung. Es ist alles bestens. Ihr seid noch vor der Brücke und habt soviel Angst, jetzt auf die Brücke weiter zu gehen. Das geht nicht, mit bestem Willen. Es ist doch kein Problem, keiner zwingt euch dazu. Ihr könnt ruhig den Vorgang abbrechen, gar kein Problem. Geht ruhig irgendwo, wo ihr wieder euch beruhigen könnt. Nicht, dass einer von euch "bloß" auf die Idee kommt: "Ich habe es nicht geschafft, Niederlage, schlechtes Gewissen oder ähnliches. Bloß nicht den Fehler machen, denn ihr könnt ruhig mehrere Schritte nach hinten machen, ohne dabei ein schlechtes Gefühl haben.

Beispiel: Ist euch nicht schon einmal aufgefallen: "Wie sehr euch auch ein Lied gefallen mag, dass ihr zum ersten mal hört, könnte es sein, dass, ihr doch nicht in der Lage seid, das Lied sofort auswendig zu singen. Man muss es sich mehrmals anhören, bis es irgendwann "sitzt"!

Und genauso ist es in der Situation vor der Brücke: Wir sind selbstverständlich nicht in der Lage bei so einer heftigen Attacke das Gefühl bzw. den Verstand für Realität zu bewahren. Und nochmals: Wir müssen ein uns wunderbar gefallendes Lied auch mehrmals anhören, um es irgendwann auswendig zu können. Dabei ist es im Falle des schönen Liedes so (ganz im Gegensatz zur Angstsituation!), dass wir uns in solchen Momenten meist suuuuuuper fühlen. Wir sind dann entspannt, tanzen, fühlen uns wie im siebten Himmel. Und trotzdem klappt es mit dem schnellen Auswendiglernen des Liedes nicht sofort.

Wie können wir dann von uns erwarten, dass wir nach monate- oder jahrelangem Vermeiden, es beim ersten Versuch sofort schaffen? Aber es gibt Grund zu Freude: Denn wir können bei jedem erneuten Versuch, wenn wir das Gefühl haben, es nicht aushalten zu können, einfach zurück in die "Start-Position" zu gehen, uns richtig entspannen und dann aber "wieder", ich wiederhole, "wieder versuchen", nur für eine Minute auf der Brücke zu sein. Dabei habt ihr hoffentlich immer noch nicht vergessen, dass die Brücke selbst überhaupt keine negativen Wirkungen auf euch hat, dass sie nichts dafür kann, dass ihr damals ausgerechnet auf ihr von einer Panik-Attacke überrascht wurdet. Wir haben die Brücke, die U-Bahn, Autobahnen, Kaufhäuser, Parks, Kinos, wunderschöne Gespräche, unser gesundes Gleichgewicht, zu unserem Feind gemacht, wobei all die Namen bzw. Begriffe uns nie etwas Böses angetan haben und uns wirklich nichts antun.

Im Gegenteil ! Damals haben wir uns in einer Warteschlange eben noch mit den andern Leuten kurz unterhalten, oder die wunderbare Untergrund-Welt aus einer U-Bahn bewundert.

Weitere Tipps: Was darf ich beim einem Versuch machen und was nicht ?

1. Ihr dürft nie gegen die Angst kämpfen, lasst sie ruhig rein

2. Ihr dürft nie bei einem Versuch, es lange in der Angstsituation lange genug auszuhalten, es so weit kommen lassen, dass ihr nur noch mit Schweißausbrüchen, weichen Knien, rasendem Herz, Schwindel oder Ohnmacht-Gefühl zu kämpfen habt. Am Anfang geht es nicht darum, dass ihr es halb tot ausgehalten habt. Denn das wird euch dermaßen kaputt machen, dass ihr weder Kraft noch Motivation finden werdet, es erneut zu wagen. Das "Training" muss euch richtig Spaß machen. Das Wichtigste bei der ganzen Sache ist, dass ihr es geschafft habt, in so einer Situation fünf Minuten lang (bei nächsten Versuchen werden es zehn Minuten und immer länger sein) einen klaren Kopf zu behalten und das Umfeld bzw. die Umgebung wahrgenommen zu haben. Sobald ihr das Gefühl habt, dass die Attacke euch überrumpelt, solltet ihr einen Schritt zurück machen. Ihr werdet schon nach kurzer Zeit Lust haben, es nochmals zu versuchen in der Hoffnung, dass es dieses Mal eine Sekunde länger dauern wird. Und es wird auch so sein. Glaubt es mir, denn ich weiß, wovon ich spreche. Die Zeit ist auf eurer Seite. Ihr habt nichts zu verlieren, denn ihr traut euch eh seit Ewigkeiten nicht mehr, über die Brücke zu gehen. Ihr könnt nur gewinnen. Irgendwann werdet ihr mitten in der U-Bahn das Gefühl haben: "Mensch, wovor soll ich denn hier und jetzt Angst haben? "Es wird so sein, so wahr mir Gott helfe".

Ich kann mir schon vorstellen, dass viele jetzt sagen werden: "Mensch, ich kann einen Vorgang bei einem Versuch, auf eine Brücke zu gehen, abbrechen, wie soll ich bitte einen Versuch abbrechen, wenn ich mich in der U-Bahn befinde? Soll ich die Notbremse ziehen."!? Ich könnte mich heute über diese Frage fast tot lachen.

Ich habe nicht gesagt, ihr sollt noch am Anfang mit dem Schlimmsten beginnen. Nein, im Gegenteil, erst mal leichte Übungen, wie zum Beispiel: in einer Warteschlange zu stehen. Also beginnt mit irgendwas, wo ihr jederzeit im Falle eines Falles einen Schritt zurück machen könnt. Eines Tages, wenn für euch in einer Warteschlange, im Cafe, im Kino zu sein, eine Lachnummer wird, werdet ihr, ohne es für eine Sekunde wahrgenommen zu haben, mit der U-Bahn fahren und erst ein paar Stunden später oder sogar erst Tage danach wird es euch klar werden, dass ihr mit einer U-Bahn gefahren seid, was noch vor einem halben Jahr oder einem Jahr für euch eine reine Horror-Vorstellung war.

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass einige von euch ziemlich neugierig sind und mich am liebsten fragen würden: "Hast du noch heute Panik-Attacken?"

"Ja, es kann im Laufe eines Jahres paar mal vorkommen, dass ich von einer Attacke überrascht werde. Und das kann auch in der U-Bahn passieren (war mal der Fall), obwohl ich schon mehrmals in einer U-Bahn während der Fahrt morgens eingeschlafen bin. So entspannt fühle ich mich heute, wenn ich mit der U-Bahn fahre. Leute, auch wenn euch eine Attacke in einer U-Bahn, nachdem ihr schon monatelang oder über ein Jahr lang keine Angst davor habt, erwischt, ist es nicht mehr die Attacke, vor der ich damals "in die Hose "gemacht habe" ! Nein, sobald sie kommt (sagen wir mal zehn, zwanzig Sekunden, schalten sich die "Sinne", die euren Verstand in dieser Situation unterstützen ein. Das heißt, euer Verstand wird das Ganze übernehmen. Euer Verstand wird klipp und klar der Panik-Attacke sagen, dass es keinen Sinn hat, weiter zu probieren, denn wenn ich später ganz normal aus der U-Bahn aussteige, werde ich die Horror-Vorstellung "Angst mit der U-Bahn zu fahren" NIE WIEDER  in mein Notiz-Buch schreiben. Denn das Angst- Notiz-Buch existiert bei mir schon lange nicht mehr.

Seitdem ist mir nie mehr passiert, dass ich selbst einen Hauch von einer Attacke in der U-Bahn gespürt habe. Ich habe aber ein anderes Problem, wenn ich mit der U-Bahn fahre: Ich werde morgens auf dem Weg zur Arbeit ab und zu geweckt. Etwas dagegen zu unternehmen, habe ich nicht vor. Ein kurzes "Nickerchen" tut doch niemandem etwas an.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen "alles, alles Gute!!!".

So, und jetzt möchte ich mich an dieser Stelle bei meinem Psychotherapeuten Herrn Dr. Mück von Herzen bedanken. Ich habe jahrelang (fünfzehn Jahre) unter massiven Angst- und Panikattacken gelitten. Es gab kaum noch etwas, was ich vor Angst gewagt habe. Heute "fliege" ich einmal im Jahr in den Urlaub, "fahre" mein Auto, bin tagtäglich in der "U-Bahn" und stehe leider ´ne halbe Stunde an der Kasse, bis ich dran bin. Ich habe einfach Spaß am Leben.

Herr Dr. Dr. Mück, haben Sie noch mal vielen, vielen Dank !!!

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meiner Frau bedanken, dass Sie damals den "Lotto-Schein" für mich ausgefüllt hat. Mit dem Lotto-Schein meine ich nämlich, dass sie mir den Herrn Dr. Dr. Mück ausgesucht hat.