Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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 "Vorgeschichte einer generalisierten Angststörung"

(Beispiel eines heute 67-jährigen)

 
Nachdem ich Herrn Dr. Mück  über drei von mir „praktizierte“ Beispiele für Ausstiege aus alten Muster in Anlehnung an sein Merkblatt „Nervenbahnung“ berichtet hatte, schlug er mir vor, einmal über Thema nachzudenken "Durch welche Türen Angst in mein Leben eintrat". Seinem Vorschlag folge ich gerne. Offenbar trat (überdurchschnittliche!) Angst vor allem durch folgende Tore in mein Leben:
 

  • Nach allem, was ich über die heutigen Erkenntnisse der Entstehung von Angst gehört und gelesen  habe, dürften die Gründe dafür nicht,  ausschließlich in einer durch „traumatische Erfahrungen“ belasteten Kindheit / Jugend zu suchen sein, sondern auch in Teilen meines Erbgutes. Ich habe sie sozusagen teilweise auch „mit  den Genen übernommen“.
  • Ich war ohne Zweifel ein „ängstliches“ Kind. Dafür gibt es Hinweise anderer Personen aus meiner Kindheit, aber auch meine eigenen Erinnerungen bestätigen das. Unsere kleine ost-westfälische Dorfgemeinschaft, und mein dortiges „Ambiente“ waren nicht dazu angetan, „Angstfreiheit leben zu können“. Krieg und Nachkriegszeit ebenfalls nicht. Meine „religiöse“ Erziehung trug zweifellos ebenfalls zu meiner heutigen Ängstlichkeit bei. Auch einige schreckliche Kindheitserfahrungen haben möglicherweise zur Bahnung meiner späteren Ängste beigetragen. So wurde ich im Rahmen einer Infektion "vom Hausarzt bereits aufgegeben", schreckte ich einmal nachts auf, als wir plötzlich Besuch bekamen, und wäre ich bei einer anderen Gelegenheit fast einmal ertrunken.
  • Meine Mutter habe ich nicht so sehr als hilfreiche und Angst nehmende Bezugsperson erlebt. (eher eine Tante von mir)  Ich „klage“ meine Mutter deswegen „nicht an“: Denn mein Vater wurde inmitten des Krieges als „vermisst gemeldet“. Meine Mutter musste daraufhin „seine Postagentur“ übernehmen, dazu ihren sehr kranken Schwiegervater pflegen, ihre zwei Kinder „versorgen“, dazu teilweise auch weitere Kinder ihrer Verwandtschaft, die bei uns während des Krieges noch „evakuiert“ waren. Sie hat sehr oft geweint, und war teilweise offensichtlich völlig überfordert. Vor allem ihre Arbeit hat sie für ihre Kinder als "Zufluchtsort" wenig „erreichbar“ gemacht. Ich habe mich mitunter kaum getraut, sie während ihrer Arbeitszeit anzusprechen, weil ich dann „abgewiesen“ wurde, nicht im üblichen Sinne, aber ganz einfach als „Störfaktor“. Ich / wir war(en) deswegen sehr oft allein. Meine Mutter ist mir nicht als „eine liebende Mutter“ in Erinnerung. Zusammen mit ihren sieben weiteren Geschwistern hat sie in ihrer Kindheit ebenfalls wenig Liebe, eher mehr Strenge erfahren und hat daher nie gelernt, anders mit Kindern umzugehen, Sie ist zwischenzeitlich verstorben. Daher ich ihr Nichts, aber auch gar Nichts „nachzutragen“. „Sie kannte, konnte es nicht anders“.
  • Ein „Zitat“, das mich lange begleitet hat, vielleicht immer noch „ein wenig“ begleitet, mit Si- cherheit aber mein Leben sehr „geprägt“ hat, lautet: WAS SOLLEN DIE LEUTE DENKEN? Dieses Zitat, in einer kleinen dörflichen Gemeinschaft, und zu Zeiten meiner Kindheit nachweislich nicht nur in meinem Elternhaus „sehr geläufig“, hat zumindest mich dazu bewogen, viele meiner Handlungen und Gedanken nach der (vermeintlichen !!!)  Reaktion „anderer Leute“ auszurichten, und nicht nach meinen eigenen „Wünschen und Wollen“. Es hat mein Verhalten gegenüber den „anderen Leuten“, wer und wo immer sie sind und waren, in vielen Situationen bestimmt, teilweise heute noch. (Eine „Baustelle“, an der es in der Therapie noch zu arbeiten gilt). Diesen „Leuten“ gegenüber habe ich versucht, das „liebe Kind“ zu sein, das ich zuvor in  meinem „Erfahrungsbericht“ erwähnt habe. Seltsamerweise, fast hätte ich gesagt „logischerweise, habe ich dieses Verhalten bis heute nicht völlig abgelegt. Das „liebe Kind“ ist auch heute mitunter noch übermächtig, und es ist oft schwer ihm zu widerstehen, und der „Druck“, ihm nachzugeben sehr groß. Fehlendes Selbstwertgefühl, wie Dr. Mück das richtigerweise nennt.
  • Als Tor fünf der „Angsteintritte in mein Leben“ würde ich den Übergang vom Schul- in das Berufsleben sehen. Nach einer in „unserer Gegend“ problematischen Lehrstellensuche (Radio- und Fernsehtechniker) hat mein anschließender „väterlicher“ Lehrherr (den ich „sehr mochte“), einen Suizidversuch unternommen. Sein Betrieb war schon vor Antritt meiner Lehre, und ohne mein Wissen, in den Konkurs geraten. Er hat das ganz offensichtlich nicht verwunden. Ich habe sehr darunter gelitten, mir auch große Sorgen um meine Zukunft gemacht. Außer meiner Mutter, die in dieser Situation auch völlig hilflos war, gab es niemanden, dem ich mich hätte anvertrauen können, der mir geholfen hätte. Es war eine sehr schlimme Zeit für mich. Ich habe mich damals furchtbar hilflos, allein - sozusagen erneut "vaterlos" gefühlt. Die lange Suche nach einer zweiten Lehrstelle war ebenfalls sehr schwierig. Nachdem sie Erfolg hatte, erwies sich der „Lehrbetrieb“ als das denkbar schlechteste, was einen Lehrbetrieb hätte auszeichnen können. Die Abwesenheit jeglicher Voraussetzungen, die einen „korrekten“ Lehrbetrieb gewährleistet hätten, wurden in meinem Falle nur noch übertroffen, von der „Macht“ meines „Lehrherren“, der mich „gemaßregelt“ hat, (zumindest zu Anfang, später habe ich resigniert. Noch später war ich ihm dann aufgrund  „glücklicher Umstände“ eine „unersetzliche Hilfe“. Er, der „Rest“ seiner Familie und auch ein Teil meiner Kollegen, haben mich, wie nie zuvor OHNMACHT spüren lassen. Während der zuvor geschilderten „Berufseintrittsphase“ haben sich bei mir dann erstmalig Angstsymptome gezeigt, die ich in ihrer Bedeutung aber nicht als solche erkannt habe. Sie verschwanden irgendwann wieder, waren erträglich, obwohl sie mich bedrückt haben. Wann immer ich in meinem späteren Leben Angst (und) oder Ohnmacht über ein gewisses Maß hinaus erfahren habe, hat das mit einer zeitlicher Verzögerung zum erneuten  Auftritt der Angstsymptomatik, die sich in der Folge immer mehr verstärkt hat, geführt.

Anmerkung des Patienten zu seiner "Schreiberfahrung": Ich glaube, an der von Dr. Mück angeregten "Schreibtherapie" ist "was dran". Sie konfrontiert einen mehr als die bloßen Gedanken, sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Man "spürt" sie intensiver, wenn man sie "beschreibt". Das so etwas auch aufwühlt, ist wohl der Sinn einer solchen Therapie. Ich hoffe, es trägt auch in meinem Fall Früchte. Es drängt einen, so etwas "los zu werden". Es "schlaucht" auch.