53-jährige Patientin mit
"Dysthymie" und "Burnout"
Sich mit dem Therapeuten per Mail
austauschen zu können, ist wie ein “Anker” - man kann ihn auswerfen, wenn
man in Not gerät, muss es aber nicht tun. Wenn man ihn denn auswirft, ist
das ein Gefühl von Sicherheit. Es geht nicht darum, “sich ausheulen” zu
können, dazu hat man Freunde – es geht um die Kompetenz des verlässlich
Antwortenden in bestimmten Situationen, die eben Kompetenz erfordert. Es
beruhigt das Wissen, dass man in schwierigen Situationen, die man
möglicherweise allein nicht “gut” oder gesund durchschreiten kann,
notfalls therapeutische Unterstützung bzw. therapeutischen Rückhalt
bekommen kann.In sehr belastenden Situationen nimmt allein der Vorgang,
sich per Mail an den Therapeuten zu wenden, bereits einen Teil des Drucks.
Das Aufschreiben der Dinge führt dazu, dass man “intellektuell gliedert”
und beim Schreiben sich bereits klärt und auf den Punkt kommt. Es ist Teil
der Reflektion und strafft die eigenen Gedanken. Die Unterstützung per
Mail kann (oft zu lange) Zeiträume zwischen zwei Sitzungen überbrücken, so
dass man einigermaßen klarkommt.
-Per Mail ein Feedback zur letzten Sitzung geben zu “müssen”, ist ein fast
gerissenes Mittel, um den Patienten zur Selbstverantwortung und Mitarbeit
zu erziehen ;-) Er kann nicht “konsumierend” entwischen und am nächsten
Tag weitermachen wie vorher, oder schlimmer noch, einfach vergessen,
sondern muss reflektieren und Ergebnisse bzw. Entwicklungsschritte denkend
festhalten – wobei diese oftmals tatsächlich beim Schreiben erst kommen.
Man muss sich selber erst auf die Schliche kommen und das anschließend auf
den Punkt bringen, sozusagen. Und es ist im Grunde ja ausgeschlossen, auf
insgesamt sechs Fragen zur letzten Sitzung mit “keine Ahnung, weiß auch
nicht” zu antworten...
Das Feedback war mir oft lästig. Es braucht mindestens eine halbe Stunde,
wenn man es ernst nimmt. Aber ich wusste immer, es ist gut und nützlich –
für mich selber. Wobei es auch für den Therapeuten dienlich sein dürfte,
ein Feedback zu seiner eigenen Arbeit zu bekommen. Angenehm ist auch die
Rubrik “Wie ging es mir mit dem Therapeuten”. Hier lässt sich Kritik
anbringen, die in der Sitzung selber vielleicht nicht auszusprechen war,
aber dann doch heraus möchte, um auf Augenhöhe zu bleiben. Das Feedback
vervollständigt also die Sitzung und macht sie auf eine bestimmte Weise
erst zu etwas “Gemeinsamem”.
Per Mail gelegentlich psychologische Merkblätter zu erhalten, ist
nützlich, hilfreich und vertiefend. Manchmal findet man die Lösung eines
Problems, das man gerade im Kopf umkreist, genau in solch einem Merkblatt.
Und dann kann man Neues ausprobieren, überhaupt “etwas tun”.
Vielleicht überrascht es Sie, aber auf Ihrer Internetseite war ich selten
meiner eigenen Therapie halber. Was ich an “Lehrstoff” in den
Therapiestunden und durch die Merkblätter bekommen hatte, genügte mir
meistens, besser gesagt, war oft wirklich mehr als genug an Inhalten. Das
muss ja alles erst umgesetzt, trainiert und verinnerlicht werden. Meistens
habe ich bei Ihnen auf der Website nur gelesen und geschmökert, mir Wissen
angelesen (weil mich fast alle psychologischen Themen interessieren),
Antworten auf interessante Fragestellungen gesucht (und gefunden),
Antworten für Freunde mit Problemen gesucht (und gefunden) und manchmal
für sie ausgedruckt bzw. per Mail weitergegeben. |