McCullough geht unter anderem davon aus, dass das Denken chronisch
depressiver Patienten dem Denken gesunder Kinder entspricht, das noch in
sog. präoperatorischen Mustern verhaftet ist. Mit folgenden Beobachtungen
stützt er seine Annahme:
1.
Beide Gruppen bedienen sich
globalen und prälogischen Denkens.
2.
Ihre Denkprozesse lassen sich
nicht durch die Argumentationen und logische Denkweise anderer
beeinflussen.
3.
beide Gruppen sind in ihrer
Selbst- und Fremdwahrnehmung durchweg Ich-zentriert.
4.
Verbale Kommunikation erfolgt
großenteils ins Form von Monologen.
5.
Beide Gruppen sind nicht zu
authentischer interpersoneller Empathie fähig.
6.
Beide Gruppen zeigen in
Stresssituationen eine geringe affektive Kontrolle.
Ein wesentlicher therapeutischer Ansatz
besteht deshalb darin, chronisch-depressiven Patienten bei einer
Weiterentwicklung ihrer Denkmuster zu unterstützen.
Der Autor weist darauf hin, dass sich chronisch-depressive Patienten durch
mehrere unmittelbar auffallende Charakteristika auszeichnen. So wird der
Therapeut schon während der ersten Therapiestunde meist die folgenden
Beobachtungen am Patienten machen:
● wiederholter Ausdruck von Elend und
Hilflosigkeit
● submissives und
überfordertes Verhalten
● Misstrauen in zwischenmenschlichen
Kontakten, das sich auch in der Interaktion mit dem Therapeuten zeigt
● eine verfestigte Überzeugung, dass nichts
getan werden kann, um die Depression unter Kontrolle zu bringen
● rigide, verfestigte Verhaltensmuster, die
weder durch positive noch durch negative Ereignisse beeinflussbar zu sein
scheinen.
Bei sich selbst nimmt der Therapeut in der
ersten Sitzung vermutlich folgende Reaktionen in Bezug auf den Patienten
wahr:
● ein generelles Gefühl, der Patient
erwarte, dass der Therapeut ihn „in Ordnung“ bringt
● einen starken Drang, eine dominante,
verantwortliche Rolle zu übernehmen, um den Patienten „in Ordnung“ zu
bringen und ihm die Irrtümer seiner bisherigen Sichtweise klar zu machen
● Hilflosigkeit und ein Gefühl der
Aussichtslosigkeit in Bezug auf das eigene Vermögen, dem Patienten bei
einer Verhaltensänderung zu helfen.
● Bedenken, mit einem so distanzierten
Patienten therapeutisch zu arbeiten.
Eine ausführliche Anleitung zur Diagnostik
und Behandlung findet sich in:
McCullough, James-P.:
Psychotherapie der chronischen Depression. Cognitive Behavioral
Analysis System of Psychotherapy - CBASP. Urban & Fischer 2006. ISBN
3-437-23970-8. 344 Seiten. Euro 59,95
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