Australien. Jeder Mensch beherbergt in sich unterschiedliche
„Ich-Zustände“, deren Gesamtheit seine Persönlichkeit ausmachen. Je
nach Situation und Stimmung drängt sich ein bestimmter Ich-Zustand in
das Bewusstsein und bestimmt so die momentane Identität. So handelt
und erlebt ein Mensch in unterschiedlichen Ich-Zuständen, wenn er bei
einer Gelegenheit „sich aufregt und seinen Nachbarn hasst“, während er
bei anderer Gelegenheit diesen als gern gesehenen Gast zum Skatspiel
einlädt.
Nach Ansicht von D. Holopainen und G. J. Emmerson lässt sich das
Konzept der unterschiedlichen Ich-Zustände auch für die
Depressionstherapie nutzbar machen. Dabei geht es darum, Zugang zu
verborgenen oder unbewussten Ich-Zuständen bei depressiven Kranken zu
finden, diesen eine Stimme (sowie einen Namen) zu verleihen und mit
ihnen regelrecht in Form eines Dialogs zu verhandeln. Die
depressionsfördernden Teile der Person fühlen sich oft missverstanden,
hoffnungslos, ängstlich und isoliert. Sie binden wertvolle Energie und
beeinträchtigen das Selbstwertgefühl. Unterstützt durch Hypnose lassen
sich solche Ich-Zustände (bzw. inneren Stimmen) im fast spielerischen
Dialog oft dafür gewinnen, ihre Energie handlungs- und
veränderungsbereiteren Anteilen zu überlassen. Der Dialog erleichtert
es, die unterschiedlichen Facetten der eigenen Person zu integrieren
und sich selbst besser anzunehmen. Dabei ist es wichtig, auch den
unangenehmeren Seiten der Person mit Wertschätzung zu begegnen.
D. Holopainen u.a.: Ego state therapy and the treatment
of depression. The
Australian Journal of Clinical
Hypnotherapy and Hypnosis 23 (2002) 89-99
Deutsche Quelle:
www.zns-spektrum.com