Bitte nehmen Sie sich noch am
heutigen Tag die Zeit, mir spontan die folgenden Rückmeldungen zu geben:
Name:.............................. Datum:
.................................. Sitzungsnr.:
Das folgende
Feedback verfasste der Patient bewusst nach seinen Vorstellungen. Es weicht
daher von der empfohlenen Struktur ab und will zeigen, dass
selbstverständlich auch solche Feedbacks sinnvoll und hilfreich sein können.
In und seit der letzten Sitzung sträubt sich in mir alles
dagegen, „nach Plan zu funktionieren“. Ich fühle mich durch Vorgaben
eingeschränkt, habe das Gefühl, an der Oberfläche zu bleiben. Es fühlt sich
an, als würde ich bestimmte Veränderungen in meinem Verhalten, die ich in
der Therapie gelernt habe (und die durchaus viel Gutes mit sich gebracht
haben), derzeit ohne Ankopplung an mein inneres Selbst durchführen.
Affirmationen, Sitzungsfeedback, Powerpointpräsentation,
Papaguhn, Bildschirmtechnik, Merkblätter – ich weiß, dass all diese Dinge
mir helfen und auf meinem Weg zur Zufriedenheit mit mir und meinem Leben
unterstützen sollen und das auch schon getan haben. Im Moment tue ich diese
Dinge jedoch unter Druck und aus der falschen Motivation heraus - nämlich
weil ich denke, ich MUSS das tun. Damit ich endlich ein normaler glücklicher
Mensch werde, damit ich alles richtig gemacht habe, damit mein Leben nicht
zerfasert, damit Sie sich wertgeschätzt fühlen (als Mensch und in Ihrer
Arbeit), damit die Therapie ein Erfolg war und kein Geld zum Fenster
rausgeschmissen wurde. Nur wenn ich alles richtig mache, bin ich gut und
solange ich mache, was von mir verlangt wird, ist alles zumindest im Außen
in Ordnung.
In der letzten Sitzung waren Sie enttäuscht, dass es nicht
vorwärts geht, ich mein Ziel aus den Augen verloren habe, wir in
Kriseninterventionen feststecken und wir am Ende der Therapie nicht
maßgeblich weitergekommen sind als am Anfang. Ich spürte einen enormen Druck
(ich sage nicht, dass der von Ihnen ausging) und alles in mir setzte sich
dagegen zur Wehr. Ich wollte ausbrechen, nicht mehr das tun, was von mir
erwartet wird, mich nicht anpassen und nicht lieb sein!
Dass ich dieses Gefühl so stark in der Sitzung hatte, zeigt
mir, dass ich in meinem Alltag immer noch zu oft aus einem Pflichtgefühl
äußeren (in der Regel wohl von mir selbst errichteten!) Erwartungen meiner
Mitmenschen handele und meine eigentlichen Bedürfnisse aus Angst vorm
Ausgegrenzt- und Alleinsein zurücksetze.
Ich möchte mich in allen Bereichen meines Lebens mehr darauf
verlassen können, was ich spüre und möchte und danach handeln. Dies schließt
auch die Therapie ein, was bedeutet, dass ich Anregungen von Ihnen annehmen
und umsetzen kann und möchte, aber nicht MUSS. Die Therapie unterscheidet
sich jedoch insofern von anderen Lebensbereichen, als dass ich mich gerade
hier verstärkt auf Vorschläge einlassen möchte, die mir im ersten Moment
nicht angenehm sind. Denn der Grund für das Aufnehmen einer Therapie bin
ich, mein Wohlergehen. Daher erscheint es zumindest einem Teil in mir
sinnvoller, eben nicht ausgerechnet in der Therapie auf Konfrontationskurs
zu gehen, sondern „mitzumachen“.
Auf der anderen Seite sehen andere Teile in mir es auch als
Fortschritt, dass ich mich „sogar in der Therapie“ traue, mal nicht
mitzumachen. Ich möchte in Zukunft aber mehr klar haben, an welcher Stelle
es mir gut tut, nein zu sagen. Die letzte Sitzung erscheint mir ein wenig
als eine Übersprungshandlung, da ich in meinem Alltag zu oft noch Dinge aus
der Motivation „Müssen“ heraus tue.
Das Aufbrechen aus der Form des üblichen Sitzungsfeedback ist
heute ein Versuch, weiterhin konstruktiv mitzuarbeiten und mich dennoch zu
emanzipieren. Meine Hoffnung: Die Innenanteile in mir, die sich sperren
weiter brav mitzumachen, verstehen, dass sie Handlungsspielraum und Kraft
haben und sie trotzdem nicht auf Verweigerungskurs gehen müssen. Dass es
Alternativen zum Boykott gibt.
Ich sehne mich danach, Ruhe zu finden und Vertrauen darauf,
dass ich weiterlebe und mich die Menschen um mich herum weiter lieben, auch
wenn ich kein besserer Mensch werde.
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