Rückblickend fasst die Patientin ihre Erfahrungen
beim Niederschreiben und anschließenden bildnerischen Gestaltens wie folgt
zusammen:
Als Herr Dr. Mück mich dazu anregte meine 'Geschichten' auch mit Bildern
zu illustrieren, fragte ich mich, ob ich meinen Gedanken und Gefühlen so
überhaupt Ausdruck verleihen kann, da mir die Technik fehlt.
Ich habe - wie sicherlich die meistens Erwachsenen -
seit der Kindheit nicht mehr gemalt und mir wurde damals auch wenig Talent
bescheinigt. Ich war skeptisch, ob der Betrachter denn überhaupt versteht,
was ich mit dem Gemalten meine, ob er damit etwas anfangen bzw. teilhaben
kann.
Da ich Herrn Dr. Mück vertraute (es wird schon
sinnvoll sein, wenn er es vorschlägt und außerdem bereitet es mir
vielleicht Freude) machte ich mich an die Arbeit und begriff, dass man
hier ruhig einmal unsozial sein kann. Es geht in erster Linie nicht um den
Betrachter, da es sich um eine Kunsttherapie handelt, sondern einzig und
allein darum, was IN EINEM SELBST passiert - und das ist eine Menge, wie
ich erfahren habe.
Wie beim Schreiben auch, habe ich gelernt, meinen
Gefühlen etwas mehr nachzugehen, sie aufzuspüren und mich zu trauen, sie
auszudrücken, was evt. im Gespräch nicht so gelungen wäre.
Außerdem ist alles - auch für mich - dokumentiert.
Ich kann es jederzeit lesen oder mir ansehen.
Ich habe auch gelernt, mehr zu meinen Gefühlen zu
stehen. Z.B. fand ich das Gefühl, stolz auf irgendetwas zu sein immer suspekt und unberechtigt
oder albern und dachte, ich müsste es mir verbieten. Aber ich w a r stolz
- wie ein kleines Kind und 'strahlte über alle Backen' - bei einem
fertigen Bild und wenn es noch so kindisch ist!
Beim Schreiben und beim Malen hatte ich zwar ein
gedankliches Gerüst als Geschichte oder ein Bild im Kopf wollte aber auch
möglichst spontan vorgehen, so dass ich meinen Gefühlen möglichst freien
Lauf geben konnte. Ich 'haute' also alles möglichst spontan in die Tasten
bzw. malte drauflos auch auf die Gefahr hin, dass alles nicht so perfekt
ist (oder gerade weil dann alles nicht so perfekt ist).
Ich bemerkte aber, dass Schreiben und Malen sehr
unterschiedlich sind, sich aber wohl auch sinnvoll ergänzen.
Das SCHREIBEN empfinde ich mehr als 'ABBAU' des
Erlebten. Dinge werden hervorgeholt, bewusst gemacht und durch den Zwang
sich genau auszudrücken, noch einmal durchlebt, was hilfreich und
schmerzhaft zugleich sein kann. Es tut gut, sich alles 'von der Seele zu
schreiben' bzw. das Erlebte abzuarbeiten.
Das MALEN ist neben dem 'Abbau des Erlebten'
zugleich ein AUFBAU. Ich habe erfahren, dass das Unbewusste wohl
hauptsächlich in Bildern denkt, bzw. den Schrecken in Bildern gespeichert
hat.
Mit diesem schrecklichen Gefühl habe ich angefangen
zu malen. Während des Malens veränderte sich das Bild in meinem Kopf, es
kamen Komponenten hinzu. Das Bild wurde umgebaut, erhielt einen
ergänzenden, umgewandelten Aufbau, den ich nicht vorhersehen konnte. Um
nur einige Beispiele zu nennen:
- Beim Kellerbild kamen die Tiere hinzu, die Sonne,
die Wiese
- beim Wohnzimmerbild die helfende Nachbarin
- beim Schulweg wurden die Schultüten freundlicher
- beim Traumbild ist das Zerteilen nicht mehr ganz
so schrecklich wie früher
- das kleine Mädchen auf dem Bild hat mir zunehmend
immer mehr leid getan und es war gar nicht mehr so sehr ich, die das alles
erlebt hat
- beim Grabbild wachsen Blumen aus den Händen
- beim Herzbild gewinnt das Herz gefühlsmäßig nach
und nach eine positivere Bedeutung.
Das ist vielleicht nicht bei jedem so, aber bei mir
bewirkt es, dass ich jetzt andere, modifizierte Bilder im Kopf - und
Herzen! - habe, die mich eher beruhigen. Es geht sogar soweit, dass ich,
wenn mich wieder ein ungutes Gefühl mit Angst beschleicht, an meine
eigenen Bilder denke und ich ein positives, freudiges Gefühl empfinde. Ich
finde die Bilder hilfreich und deswegen schön für mich. Ich glaube, ich
werde sie mir in der Wohnung aufhängen.
Ich habe jetzt veränderte Bilder verinnerlicht und
ich weiß, dass ich weiter daran arbeiten muss und kann, sie also weiter
veränderbar sind. Das ist - glaube ich - der große Vorzug des
bildnerischen Gestaltens.
Nochmals vielen Dank Herr Dr. Mück, dass Sie mich
durch unermüdliche Fragen und Anregungen innerhalb der internetgestützten
Psychotherapie dazu motiviert haben.
Vielen Dank auch dafür, dass Sie mir immer das
Gefühl gegeben haben, dass alles erlaubt und wichtig ist, nichts
untergehen sollte bzw. lächerlich ist. Es hilft einem sehr sich so
angenommen und aufgehoben zu fühlen.