Meine Eltern waren tagsüber beide arbeiten. Ich kann
mich auch kaum an ein Zusammenleben in dieser Zeit mit meinen Eltern
erinnern. Ich hielt mich meistens entweder im Garten bei den Tieren oder
oben bei meiner Großmutter auf (manchmal bei meiner Tante). Obwohl meine
Oma stark beschäftigt war, hatte sie immer Zeit für mich und war sehr
warmherzig. Ich durfte ihr beim Essenkochen helfen, nur bei ihr sitzen und
spielen, oder sie von der Arbeitsstelle abholen und ihr tragen helfen (sie
brachte immer viel Essen vom Krankenhaus, in dem sie arbeitete, mit). Ich
freute mich immer, wenn es soweit war und ich sie um 14.00 Uhr abholen
konnte. Ich liebte meine Oma sehr und sie kümmerte sich um uns alle,
schlichtete Streit und kittete immer wieder die Familie, indem sie z.B.
alle zum Essen einlud. Ich glaube, meine Großmutter war die wichtigste
Bezugsperson bis zu meinem 5. Lebensjahr.
Eines Tages (5 J.) erklärten meine Eltern uns
Kindern, dass wir aus dem Haus ausziehen würden. Wie ich später merkte,
hatte ich mich dort trotz der eigenartigen Wohnverhältnisse ganz wohl
gefühlt, wegen den Tieren, dem Garten, den Trümmern ringsherum
(wunderbarer Abenteuerspielplatz), wenig Verkehr und natürlich vor allen
Dingen wegen meiner Großmutter. Ich war sehr traurig, wurde aber darauf
vertröstet, dass wir meine Oma ja öfter besuchen können. (Von wegen, mir
wurde später der Kontakt zu meiner Oma (mit 8 Jahren) vollkommen verboten.
Ich durfte noch nicht einmal mehr alleine hinfahren, mit dem Hinweis, das
sei kein Umgang für mich, wir waren ja schließlich eine ehrenwerte
Familie!?)
Der Umzug, Einzug sah dann folgendermaßen aus: Wir
bezogen eine 2 Zimmer-Wohnung, Kü, Diele, Bad an einer Hauptverkehrsstraße
(in .....) in einem Mietshaus. Meine Eltern hatten ein Schlafzimmer und
ein Wohnzimmer. Wir Kinder schliefen in einem Hochbett in der Küche (bis
ca. 11/13 Jahre.) In das Schlafzimmer meiner Eltern durften wir nie. In
das Wohnzimmer nur manchmal abends oder am Wochenende abends (wenn mein
Vater da war), aber das nur gewaschen und komplett umgezogen (keine
Straßenkleidung zum Schonen der Möbel).
Die Wohnung war komplett neu eingerichtet. Keine
alten, vertrauten Möbel standen mehr darin. Keine Tiere, alles Gewohnte
war weg. Und jetzt kommt das Schlimmste.
Ich war ja gewohnt in meinem vorigen Haus immer
Ansprechpartner zu haben. Oma, 2 Großväter, 1 Tante, 2 Cousins,
Spielkameraden usw., konnte jederzeit raus, in den Garten oder auf die
Straße. Jetzt verließen doch tatsächlich alle anderen nacheinander die
Wohnung. Erst ging mein Vater arbeiten, dann brachte meine Mutter meinen
Bruder zur Schule, sie selbst käme in ein paar Stunden wieder
(Platzanweiserin in einem Kino, man wollte für ein Motorrad sparen!) Mir
wurde gesagt, dass ich nicht raus darf (die Wohnung wurde auch
abgeschlossen), da es draußen zu gefährlich sei und ich sollte schön ruhig
sein und sie wäre um 13.ob Uhr wieder da. Die Zeit verging kaum, hatte ich
Angst????
Ich weiß nur, dass ich sehr traurig und unglücklich
war und mich sehr alleine fühlte, auch wegen
der vielen fremden Möbel und da ich weder meine Tiere noch meine Großmutter hatte.
(Ich frage mich heute noch, wie Eltern so sein können, oder übertreibe
ich?)
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