Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Teil 4: Gewöhnung an Einsamkeit


Meine Eltern waren tagsüber beide arbeiten. Ich kann mich auch kaum an ein Zusammenleben in dieser Zeit mit meinen Eltern erinnern. Ich hielt mich meistens entweder im Garten bei den Tieren oder oben bei meiner Großmutter auf (manchmal bei meiner Tante). Obwohl meine Oma stark beschäftigt war, hatte sie immer Zeit für mich und war sehr warmherzig. Ich durfte ihr beim Essenkochen helfen, nur bei ihr sitzen und spielen, oder sie von der Arbeitsstelle abholen und ihr tragen helfen (sie brachte immer viel Essen vom Krankenhaus, in dem sie arbeitete, mit). Ich freute mich immer, wenn es soweit war und ich sie um 14.00 Uhr abholen konnte. Ich liebte meine Oma sehr und sie kümmerte sich um uns alle, schlichtete Streit und kittete immer wieder die Familie, indem sie z.B. alle zum Essen einlud. Ich glaube, meine Großmutter war die wichtigste Bezugsperson bis zu meinem 5. Lebensjahr.

Eines Tages (5 J.) erklärten meine Eltern uns Kindern, dass wir aus dem Haus ausziehen würden. Wie ich später merkte, hatte ich mich dort trotz der eigenartigen Wohnverhältnisse ganz wohl gefühlt, wegen den Tieren, dem Garten, den Trümmern ringsherum (wunderbarer Abenteuerspielplatz), wenig Verkehr und natürlich vor allen Dingen wegen meiner Großmutter. Ich war sehr traurig, wurde aber darauf vertröstet, dass wir meine Oma ja öfter besuchen können. (Von wegen, mir wurde später der Kontakt zu meiner Oma (mit 8 Jahren) vollkommen verboten. Ich durfte noch nicht einmal mehr alleine hinfahren, mit dem Hinweis, das sei kein Umgang für mich, wir waren ja schließlich eine ehrenwerte Familie!?)

Der Umzug, Einzug sah dann folgendermaßen aus: Wir bezogen eine 2 Zimmer-Wohnung, Kü, Diele, Bad an einer Hauptverkehrsstraße (in .....) in einem Mietshaus. Meine Eltern hatten ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Wir Kinder schliefen in einem Hochbett in der Küche (bis ca. 11/13 Jahre.) In das Schlafzimmer meiner Eltern durften wir nie. In das Wohnzimmer nur manchmal abends oder am Wochenende abends (wenn mein Vater da war), aber das nur gewaschen und komplett umgezogen (keine Straßenkleidung zum Schonen der Möbel).

Die Wohnung war komplett neu eingerichtet. Keine alten, vertrauten Möbel standen mehr darin. Keine Tiere, alles Gewohnte war weg. Und jetzt kommt das Schlimmste.

Ich war ja gewohnt in meinem vorigen Haus immer Ansprechpartner zu haben. Oma, 2 Großväter, 1 Tante, 2 Cousins, Spielkameraden usw., konnte jederzeit raus, in den Garten oder auf die Straße. Jetzt verließen doch tatsächlich alle anderen nacheinander die Wohnung. Erst ging mein Vater arbeiten, dann brachte meine Mutter meinen Bruder zur Schule, sie selbst käme in ein paar Stunden wieder (Platzanweiserin in einem Kino, man wollte für ein Motorrad sparen!) Mir wurde gesagt, dass ich nicht raus darf (die Wohnung wurde auch abgeschlossen), da es draußen zu gefährlich sei und ich sollte schön ruhig sein und sie wäre um 13.ob Uhr wieder da. Die Zeit verging kaum, hatte ich Angst????

Ich weiß nur, dass ich sehr traurig und unglücklich war und mich sehr alleine fühlte, auch wegen der vielen fremden Möbel und da ich weder meine Tiere noch meine Großmutter hatte. (Ich frage mich heute noch, wie Eltern so sein können, oder übertreibe ich?)