Aufgrund meiner empfundenen
(vielleicht nicht wirklichen!?) Familiensituation mit für mich primitiv
anmutendem Verhalten, war ich lange Zeit sehr verschlossen und
spezialisierte mich in der Technik, möglichst wenig von meinem Inneren
preiszugeben. Ich erinnere mich daran, dass ich schon als Kind versuchte,
möglichst gefühlsmäßig 'unangreifbar' zu sein und spielte die 'Coole' wie
man heute wohl sagen würde, aber möglichst so echt, dass man es nicht
merkt.
Ich griff teilweise aber auch zu etwas merkwürdigen
Verhaltensweisen, um mich bemerkbar zu machen. Wenn mir etwas nicht passte
(ca. mit 6 Jahren) oder ich vielleicht etwas durchsetzen wollte (aber evt.
auch zu anderen Gelegenheiten, ich weiß es nicht mehr) hielt ich z.B.
einfach die Luft an.
Es gab mir ein tolles Machtgefühl, glaube ich. Alle
waren aufgeregt, ('das Kind hält die Luft an!), und sie baten mich, doch
wieder zu atmen, oder sie schrieen mich beunruhigt an. Stur wie ich war,
steigerte ich mich oft sehr in das Luftanhalten hinein. Ich nahm mir dann
vor, nie mehr (!) zu atmen, bis ich es nicht mehr aushielt und nach Luft
schnappen musste.
Einmal hatte ich es wohl so weit getrieben, dass ich
vielleicht schon grün und blau war, jedenfalls hatte mein Vater wohl Angst
bekommen, oder er wollte mich erziehen. Er fand, man solle mich nicht
länger bitten zu atmen und es im Guten versuchen, sondern eine
Trachtprügel müsste her. Er versohlte mir den Hintern und ich traute mich
nie mehr, die Luft anzuhalten.
Insgesamt habe ich früher ca. bis zum 25. Lebensjahr
weder Familienangehörigen, Lehrern oder Freunden von meinem
Unglücklichsein erzählt. Meine Eltern fanden mich - so sagten sie immer -
robust und unkompliziert -, mein Bruder war der Sensible, Feinfühlige. Ich
fand es auch später innerhalb Freundschaften immer als Kompliment, wenn
ich den Eindruck erweckte, dass ich unempfindlich und verschlossen bin,
weil dann bestätigt wurde, dass ich mich in einer schauspielerischen
Glanzleistung erfolgreich verstellt hatte. Niemand sollte Einblick in mein
Wesen bekommen.
Ich sprach nie oder nur zögernd über Dinge, die mich
bedrückten, weil ich es als Niederlage empfunden hätte, und tue es heute
noch ungern, obwohl ich weiß, das dies kein angemessenes Sozialverhalten
ist. Heute kann ich wenigsten über Dinge der Vergangenheit sprechen, die
mich bedrückt haben.
Aber ich habe immer noch große Schwierigkeiten über
gegenwärtige Dinge zu sprechen, die mir zu schaffen machen, bzw. es
überhaupt wahrzuhaben oder wahrzunehmen. Es muss immer schon 'erledigt'
sein, dann geht es einigermaßen.
Ich bin weit davon entfernt, diese Emotionen auch
'auszuleben' wie z.B. einfach zu heulen. Ich empfinde einfach nichts oder
gehe darüber hinweg, aber die Gefühle sind da, ich weiß es!