Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de


 

 


Teil 25: Mütterliche Wurzeln von Angst, Scham und Schuldgefühlen
- wie Worte prägen


Es gab einige Sätze in meiner Kindheit, die mich begleitet, ja teilweise verfolgt haben.

Ganz wichtig war für meine Mutter, bei allem was sie tat, 'Was sollen die Leute denken?'. Offenbar wurde alles daraufhin beleuchtet. Mir war dieser Maßstab immer suspekt, weil es mir vor allen Dingen wichtig schien, herauszufinden, was man selbst möchte und dazu auch zu stehen.

Wie bereits schon einmal erwähnt, wurden wir Kinder bei vielen Gelegenheiten mit dem ungewöhnlichen Satz konfrontiert, z. B als uns ein höherer Schulbesuch trotz finanzieller Möglichkeiten verweigert wurde, "Warum soll es euch besser gehen als uns?" Dieser Satz verwirrte mich.

Aber der Satz, der mich am meisten verfolgte, war ein anderer. Ich hatte ihn schon ganz vergessen und nach ihm gesucht.

Immer wenn meine Mutter besonders unglücklich war, weil mein Vater nach einem Streit wieder tagelang weg war oder wir sie vielleicht geärgert hatten, stand sie schluchzend an der Spüle (Jammernd): "Wenn ihr so weitermacht, seid ihr ein Nagel zu meinem Sarg. Ihr werdet schon sehen, wenn ich einmal nicht mehr bin und ihr mich besuchen kommt (lauter werdend) wird mir die Hand aus dem Grab wachsen (schreiend und mit der Hand vor uns fuchtelnd)!"

In meinen Träumen und auch in meinen Tagvorstellungen als Kind und später sah ich immer wieder die Hand meiner Mutter aus dem Grab wachsen. Eine schreckliche Vorstellung, ich glaube nicht, dass ich jemals zum Grab meiner Mutter gehen könnte (oder wollte?).

Immer noch verkrampft sich in meiner Seele etwas, bzw. dreht sich irgendetwas um, wenn ich an diesen Satz denke.

Als Erwachsene habe ich meine Mutter einmal auf meine Probleme mit ihr und auch auf diesen Satz angesprochen. Sie antwortete mir unwillig - ich glaubte festzustellen, sie wäre etwas verlegen - 'Ach Kind (so nannte sie mich sonst nie), man sagt schon mal etwas so daher, was nichts zu bedeuten hat'.

Ach so, und warum sagt man es dann, immer und immer wieder?

Mehr war aus meiner Mutter nicht herauszulocken.

Und dafür grämt man sich dann jahrelang, wird das Bild nicht mehr los und hat Alpträume, weil es nichts, aber auch gar nichts zu bedeuten hat!