Als mein Vater im Sterben lag, rief er meinen Bruder - der ist Arzt - ans
Krankenbett.
Mein Bruder informierte mich über den Zustand meines
Vaters, wenn ich ihn noch einmal sehen wollte, müsste ich mich beeilen.
Ich ging mit der damaligen Frau meines Vaters zum
Krankenhaus.
Im Krankenzimmer angekommen, ließ mein Vater meine
Begrüßung über sich ergehen und fragte den Kopf zu seiner Frau geneigt:
"Wer ist das denn?" ... "Das ist deine Tochter!".
Es kam kein richtiges Gespräch auf, vielleicht hatte
mein Vater auch zu starke Schmerzen. Was hatte ich erwartet, ein liebes
Wort, eine herzliche Umarmung? Jedenfalls keinen feindlichen Blick! Ich
hatte den Eindruck, dass er mich innerlich abwehrte und keinen Kontakt
aufnahm. Womit hatte ich ihn so verletzt oder war ich ihm nur fremd?
Es war schon spät, er hatte Schmerzen und er war
erschöpft, deswegen gingen wir. Ich fuhr nach Hause und dachte, dass ich
ihn am nächsten Morgen noch einmal alleine besuche.
Am nächsten Morgen im Krankenhaus angekommen, fand
ich sein Bett im Zimmer leer. Ich fragte nach meinem Vater. "Oh, Herr
....... ist heute morgen um sechs Uhr verstorben, wollen Sie ihn sehen?"
Er lag im Nebenzimmer mit einem Leinentuch bedeckt.
Ich schwankte, bekam ein Glas Wasser und man ließ mich mit ihm alleine.
Ich blieb still sitzen und verabschiedete mich von
ihm.
Als ich wieder im Auto war, schluchzte ich
hemmungslos.
Es war kein richtiges 'Aufeinanderzugehen' möglich
gewesen,
aber ich habe es wenigstens versucht.