Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Teil 17: Niemals aufgeben


Als mein Bruder und ich den Realschulabschluss erreicht hatten, verweigerten unsere Eltern uns den weiteren Schulbesuch (schon die Erlaubnis zum Realschulbesuch war lange fraglich gewesen und nur dem forschen Vorgehen unserer Grundschullehrer war es zu verdanken, dass wir auf eine weiterführende Schule gehen durften). Wir wollten Abitur machen. Wir hatten zwar keine hervorragenden Noten, aber es wäre möglich gewesen.

Es war keine Frage des Geldes, denn zu arm waren meine Eltern nicht und es wurde für allerhand Unsinn Geld ausgegeben.

Aber wir hörten die Worte, 'kommt gar nicht in Frage' und den häufigen - auch in anderem Zusammenhang - verwendeten Satz, 'warum soll es euch besser gehen als uns?'. Dagegen war natürlich nichts einzuwenden, und wir waren sprachlos!

Mein Bruder sollte eine Lehre im technischen Büro einer bekannten Metallfirma machen und mein Vater verhalf ihm durch seine vielfältigen Beziehungen dazu. Ich weiß gar nicht, ob mein Bruder das überhaupt wollte, aber er brauchte sich bei der Lehrstellensuche um nichts zu kümmern.

Ich sollte nach dem Wunsch meines Vaters möglichst schnell heiraten, eine Lehre wäre deswegen nicht erforderlich.Aber auch ich beabsichtigte, eine Lehrstelle anzufangen, denn ich wollte unabhängig sein.

Es folgten viele Diskussionen und Auseinandersetzungen mit meinem Vater. Vor allem meine Mutter legte sich in vielen Krächen mit ihm an, denn sie unterstützte mein Vorhaben.

Letztlich habe ich es meiner Mutter zu verdanken, dass mein Vater irgendwann aufgab und auch mir (ich war damals 15 1/2 Jahre alt) die Erlaubnis zum Lehrbeginn gab. Geholfen wurde mir bei der Lehrstellensuche jedoch nicht.

Da ich immer schon viel technisches Interesse hatte, z. B. mein Fahrrad selbst auseinander- und wieder zusammenbauen konnte, war für mich klar, ich wollte einen technischen Beruf ergreifen, wie mein Vater und mein Bruder. Büroarbeit erschien mir zu langweilig.

Ich bewarb mich zunächst als KFZ-Mechaniker und war überrascht, schon am Telefon zu erfahren, dass die Lehrstelle nicht für Mädchen gedacht war. Davon stand in der Annonce jedoch nichts drin. Ich versuchte es daraufhin als Schreiner. Auch dort sagte man mir, es ginge nicht, da sie auf Mädchen nicht eingerichtet wären. Bei mehreren Handwerksbetrieben war immer das gleiche Ergebnis. Mit meinem Vater konnte ich darüber nicht sprechen, er war sowieso dagegen und meine Mutter nicht ansprechbar, sie hatte mit sich selbst genug zu tun.

Also bewarb ich mich schriftlich bei KHD, einer großen renommierten Motorenfabrik, die Lehrlinge zum Technischen Zeichner suchte. Die werden doch wohl ein Einsehen haben!

Ich bekam auch ziemlich prompt eine Antwort, 'sie freuten sich über meine Bewerbung' und luden mich zu einem Bewerbungsgespräch und einer anschließenden Aufnahmeprüfung ein.

Die Aufnahmeprüfung ging den ganzen Vormittag - war für mich inhaltlich sehr ungewohnt, aber interessant, da wir neben dem Lösen mathematischer Aufgaben und Fragen zum Allgemeinwissen auch einige Zeichnungen mit mehrerlei Ansichten anlegen mussten. Ich war das einzige Mädchen und wir wurden mit den Worten entlassen: "Ihr hört von uns".

Nach einiger Zeit kam die Nachricht, ich las sinngemäß: Herzlichen Glückwunsch, sie haben die Aufnahmeprüfung bestanden! ( Mein Herz jubelte!)

Aber leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir für weibliche Teilnehmer der Prüfung keine dreijährige Lehrstelle zum Technischen Zeichner, sondern nur eine zweijährige Anlernstelle zum Bauzeichner vorgesehen haben.

Wir laden Sie zu einem Gespräch am ..... ein. MfG ....

Ich war platt und wütend! Ich verzichtete auf die Anlernstelle, denn dann hätte ich nichts Verwertbares in der Hand gehabt.

Jetzt wusste ich, ich musste studieren, denn nur dann - so schien es mir - würde ich gleich behandelt werden.

Ich hatte mich schon erkundigt, zum Studieren war noch ein langer Weg. Ich musste zunächst eine abgeschlossene Lehre vorweisen, egal welche, und konnte dann auf einer Abendschule oder einem Tageskolleg Abitur nachmachen.

Ich schlug die Zeitung auf und rief bei der erstbesten Lehrstelle an, bei der ich mir als Mädchen Chancen ausrechnete.

Ich begann eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann (so hieß es damals noch!) "