Ungefähr in dem gleichen Alter (14/15 Jahre) bin ich aus der Kirche
ausgetreten. Ich stand auch damals schon zu den
christlichen-demokratischen Grundwerten, wie z. B. der christlichen
Nächstenliebe (und versuche auch heute noch, danach zuleben), aber ich war
es satt, mich schlecht zu fühlen.
Wenn man z.B. einmal sonntags vormittags nicht in
die Kirche kam, beging man nach Aussage des Pfarrers eine Todsünde, die
'einen schwarzen Fleck' auf der Seele hinterließ. Es wurde auch nie
richtig klar, ob diese schwarzen Flecken durch eine Beichte richtig wieder
weggingen.
Wir machten mit der Familie oft sonntags einen
Ausflug, waren dann also nicht in der Kirche. Hatte man als Kind dann
gebeichtet, und bei den Bußgebeten geschwatzt - und man schaffte es ja
nie, die 'fünf Vater Unser' und die 'Drei Gegrüßet seist Du Maria',
konzentriert zu beten - soll die Beichte dann wieder ungültig gewesen
sein. Ich schaffte es auch nie, alle 'Schandtaten' zu beichten, das war
dann auch schon wieder eine 'Todsünde'.
So barg man viele 'Todsünden' auf der leicht
geschwärzten Kinderseele neben der sog. 'Erbsünde', die man auch noch
ständig mit sich herumschleppte. Es war ein ständiges 'Auf und Ab',
richtig 'schuldfrei' wurde man nie.
Aber ich fand, ich hatte nichts getan! Vieles
konnten die Kirchenvertreter mir nicht erklären und gerade die beiden
Pfarrer unserer Kirche, die mir verweigerten Messdienerin zu werden,
wurden in eine andere Kirchengemeinde versetzt, da sie im Verdacht
standen, kleinen Jungen (den Messdienern) unsittlich begegnet zu sein.
Mag sein, dass mir alles nicht richtig näher
gebracht worden ist, aber ab einem gewissen Alter wollte ich mit dieser
Kirche nichts mehr zu tun haben. Ich ging zum Pfarramt und holte mir einen
Antrag zum Austritt. Man wollte jedoch dazu die Unterschrift meiner Eltern
einholen. Allerdings hatte ich gelesen, dass man ab 14 Jahren
Religionsfreiheit besitzt und zeigte dem neuen Pfarrer den Artikel.
Daraufhin versuchte er natürlich, mir ein schlechtes Gewissen zu machen,
aber ich ließ mich nicht einschüchtern und stellte den Antrag.
Ich hatte lange darüber nachgedacht und war mir ganz
sicher, wenn es diesen 'lieben Gott' geben würde, er würde mich
verstehen und mir verzeihen!
Oder, es wäre nicht MEIN Gott.