Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Teil 16: Zweifel an der Moral


Ungefähr in dem gleichen Alter (14/15 Jahre) bin ich aus der Kirche ausgetreten. Ich stand auch damals schon zu den christlichen-demokratischen Grundwerten, wie z. B. der christlichen Nächstenliebe (und versuche auch heute noch, danach zuleben), aber ich war es satt, mich schlecht zu fühlen.

Wenn man z.B. einmal sonntags vormittags nicht in die Kirche kam, beging man nach Aussage des Pfarrers eine Todsünde, die 'einen schwarzen Fleck' auf der Seele hinterließ. Es wurde auch nie richtig klar, ob diese schwarzen Flecken durch eine Beichte richtig wieder weggingen.

Wir machten mit der Familie oft sonntags einen Ausflug, waren dann also nicht in der Kirche. Hatte man als Kind dann gebeichtet, und bei den Bußgebeten geschwatzt - und man schaffte es ja nie, die 'fünf Vater Unser' und die 'Drei Gegrüßet seist Du Maria', konzentriert zu beten - soll die Beichte dann wieder ungültig gewesen sein. Ich schaffte es auch nie, alle 'Schandtaten' zu beichten, das war dann auch schon wieder eine 'Todsünde'.

So barg man viele 'Todsünden' auf der leicht geschwärzten Kinderseele neben der sog. 'Erbsünde', die man auch noch ständig mit sich herumschleppte. Es war ein ständiges 'Auf und Ab', richtig 'schuldfrei' wurde man nie.

Aber ich fand, ich hatte nichts getan! Vieles konnten die Kirchenvertreter mir nicht erklären und gerade die beiden Pfarrer unserer Kirche, die mir verweigerten Messdienerin zu werden, wurden in eine andere Kirchengemeinde versetzt, da sie im Verdacht standen, kleinen Jungen (den Messdienern) unsittlich begegnet zu sein.

Mag sein, dass mir alles nicht richtig näher gebracht worden ist, aber ab einem gewissen Alter wollte ich mit dieser Kirche nichts mehr zu tun haben. Ich ging zum Pfarramt und holte mir einen Antrag zum Austritt. Man wollte jedoch dazu die Unterschrift meiner Eltern einholen. Allerdings hatte ich gelesen, dass man ab 14 Jahren Religionsfreiheit besitzt und zeigte dem neuen Pfarrer den Artikel. Daraufhin versuchte er natürlich, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, aber ich ließ mich nicht einschüchtern und stellte den Antrag.

Ich hatte lange darüber nachgedacht und war mir ganz sicher, wenn es diesen 'lieben Gott' geben würde, er würde mich verstehen und mir verzeihen!

Oder, es wäre nicht MEIN Gott.