38-jährige Patientin mit
Impulskontroll-Problemen
Ich kannte bislang nur
die konventionelle Form der Psychotherapie. Alle 4 Wochen ein Gespräch,
dann Ende der Kommunikation bis zum nächsten Mal. Meine Fragen habe ich
mir selbst beantwortet und bis zum nächsten Mal war viel vergessen. Doch
gerade in der Zwischenzeit gibt es Raum zum ausprobieren. Die eigentlich
veränderbaren Prozesse laufen in meinem Leben ab. Durch die Emails ist
eine Begleitung in den Zwischenzeiten möglich.
Meine Veränderungs-
und Denkprozesse laufen weiter und bei Rückfragen und Unsicherheiten kann
ich nachfragen. Mehr Effizienz und in meinem Fall Effektivität kann ich
mir nicht vorstellen. Aufgrund der "elektronischen" Verbindung wurde es
mir innerhalb kurzer Zeit möglich, sehr tiefgehend zu kommunizieren. Es
gab einiges, was ich zuvor nie mitteilen konnte. Teilweise habe ich mehr
Intensität als in der stationären Therapie erlebt.
Die Aufforderung, nach
der Sitzung ein Feedback nach vorgegebenen Fragen zu formulieren ist für
mich immer wieder aufschlussreich. Ich muss darüber nachdenken, was
wirklich wichtig war, was klarer wurde. Warum ist das eigentlich nicht für
alle Therapeuten eine Selbstverständlichkeit? Ich reflektiere nicht nur
mich, sondern denke auch über die Arbeit des Therapeuten nach. Hätte ich
nichts erreicht, dann wäre auf beiden Seiten etwas schief gelaufen. Früher
wurde das nie in Frage gestellt. Auf meine Anmerkungen erhalte ich eine
Antwort mit hilfreichen Kommentaren.
Durch die
Internetunterstützung bricht die Kommunikation nicht ab. Darüber hinaus
kann ich auf der Homepage Hilfreiches nachlesen. Durch die intensive
Psychoedukation kenne ich mich jetzt besser, verstehe mein Verhalten und
bin häufiger in der Lage auf mich einzugehen. Es war zum Teil sehr
anstrengend, doch die Investition hat sich für mich gelohnt.
In früheren Therapien
habe ich mich mehr oder weniger zur Inaktivität verdammt gefühlt. Jetzt
werde ich gefordert und mein Engagement bestimmt das Tempo des
Fortschritts. Es geht nicht immer besser, aber es geht voran.
Eine praktische Übung,
die mir noch immer schwer fällt ist das Annehmen von Lob oder positiven
Bemerkungen. Gesprochene Worte hätte ich leichter verdrängen oder umdeuten
können. Das geschriebene Wort steht.
Manchmal lese ich
Entschuldigungen, dass ein Mail zu kurz geraten ist. Die Kürze fällt mir
erst durch die Bemerkung auf. Wichtig für mich ist, dass es ausreichend
war.
Zwar kann es durch
schriftliche Kommunikation zu mehr Missverständnissen als durch die
direkte Kommunikation kommen, für mich überwiegen die Vorteile und gerade
für mich ist es eine weitere Übung, eben nicht den Watzlawickschen Hammer
zu sehen, sondern jemanden, der mir hilfreich zur Seite steht und hilft,
meine Ziele zu erreichen. |